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People | 20.02.2023

Konfetti im Job

Wer mehr aus sich und seiner Karriere rausholen möchte, der sollte sich zunächst einmal gut fühlen. Dafür sorgt eine wertschätzende Unternehmenskultur und das richtige Mindset – weiß Feelgood-­Managerin Doris Steinscherer!

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Feelgood-­Managerin Doris Steinscherer im Interview. © Karin Schwarz

Menschen verbringen durchschnittlich 70.000 Stunden im Job. Eine unglaubliche Zahl, oder? Was, wenn wir einen großen Teil davon sogar in negativer Arbeitsum­gebung verbracht haben? Arbeit ist also Teil unseres Lebens. Und wollen wir nicht alle unsere Lebenszeit glücklich und mit Freude verbringen? Fakt ist: Die Arbeitswelt verändert sich. Die Zeit der „Gefolgschaft“ ist vorbei, immer mehr Unternehmen haben Probleme, qualifiziertes Personal zu finden. Der Mitarbeitermangel zwingt Betriebe nun dazu, sich zu überlegen, wie sie mit ihren Mitarbeitern umgehen wollen. „Viele kündigen nicht, weil die Arbeit nicht passt, sondern weil die Wertschätzung fehlt“, weiß die Feel­good-Managerin Doris Steinscherer, die in Gratkorn die „Feelgood Management Akademie“ ins Leben gerufen hat – eine Plattform, die die Zielvorstellungen der Unternehmensführung mit der Unternehmenskultur in Einklang bringt und ein positives Unternehmensklima fördert. „Wer in einem Umfeld arbeitet, wo man glücklich und motiviert ist, der kann seine Stärken und Leidenschaften wirksam für das Unternehmen einbringen.“ So geht nämlich Selbstoptimierung im Job – und im Leben.

STEIRERIN: Sie haben die „Feelgood Management Akademie“ gegründet. Was ist Ihre Intention?
Doris Steinscherer: Ich möchte den arbeitenden Menschen und Chefs die Herzensbrille für eine menschenorientierte und wertschätzende Unternehmenskultur aufsetzen. Wir bieten Seminare und Ausbildungen in den Bereichen Feelgood-­Management und Positive Leadership für Führungskräfte und Mitarbeiter:innen an. Der Begriff „Feelgood-Management“ polarisiert oft. Das zeigt leider die Haltung des Gegenübers zum Thema Wohlfühlen und Arbeit sowie Wertschätzung im Job.  Wenn man mit seinen Kollegen Spaß hat, denken Chefs oft automatisch: Die arbeiten nichts. Und genau dort setzt das Feelgood-­Management an.

Wie können wir erfolgreicher und mit mehr Lebensfreude arbeiten?
Bei uns bekommen Menschen eine veränderte Einstellung – und damit mehr Konfetti im Arbeitsleben! Und das gelingt durch Humor und Spaß bei der Arbeit. Kulturwerte müssen nachhaltig verankert werden: die Willkommenskultur, Vertrauenskultur, Spaßkultur, Fehlerkultur, Vernetzungskultur, Leistungskultur, Begeisterungskultur … um nur einige wenige zu nennen. Diese sind entscheidend dafür, wie wir uns im Job fühlen, ob wir erfolgreich sind und ob wir mit Lebensfreude an die Sache rangehen.

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Zur Person: Doris Steinscherer gründete 2021 die „Feelgood Management Akademie“ in Gratkorn – eine Plattform, die mithilfe von Seminaren und Coaching die Unternehmenskultur verbessert und Menschen zeigt, wie sie ihr berufliches Potenzial verbessern können. © Karin Schwarz

Wie definieren und leben Sie New Work?
New Work ist für mich, den Sinn und die Potenzialentfaltung im Job zu haben. Wenn die besten Erfahrungen im Leben die Urlaube sind, dann sollte man den Alltag überdenken. Es nützt nichts, sich über die Probleme in der Arbeitswelt aufzuregen. Man muss bei sich selbst anfangen. Das richtige Mindset ist daher der beste Anfang, um zu erkennen, wie aus Arbeit Freude wird. Generell wird immer öfter deutlich, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen von der Jobumgebung abhängig ist und sie dann zufrieden sind, wenn sie sich willkommen fühlen und sie selbst sein dürfen.

Aber wie sieht diese optimierte Arbeitswelt in der Praxis aus?
Wertschätzung, Respekt, Lob – diese Faktoren kommen in der Geschäftswelt zu kurz, ganz nach dem Motto: Ned g’schimpft, ist g’lobt gnua. Die Folgen werden unterschätzt – Fluktuation, Krankenstände, unmotivierte Mitarbeiter:innen. Viele Führungskräfte erkennen einfach noch nicht die Zeichen der Zeit. Teams, die jedoch verstehen, wofür sie arbeiten, und Wertschätzung erfahren, arbeiten nicht nur mit mehr Freude, sie sind auch produktiver und bringen bessere Ergebnisse. Dadurch kommt es zu einer Win-win-Situation!

Wie lässt sich ein Kulturwandel von Firmen positiv lenken?
Der Wandlungsbedarf muss von den Führungskräften ausgehen und akzeptiert werden. Ohne Führungskräfte geht es nicht. Mitarbeiter:innen werden dann zum aktiven Mitmachen eingeladen. So werden Mitarbeiter zu aktiven Gestaltern auf dem Weg zum Kulturwandel.

Wie kann ich mich für den Job selbst optimieren?
Den Job als Herzensangelegenheit zu sehen, wird zwar nicht reichen, ist aber ein guter Anfang. Arbeitsfreude will täglich neu errungen werden, das ist wie mit der Liebe. Es gibt natürlich im Arbeitsleben sowie im Privatleben ein ständiges Auf und Ab und es gibt Situationen, die die Freude gefährden. Wenn man in einem Hamsterrad feststeckt und keinen Sinn in der Arbeit sieht, dann kann keine große Freude aufkommen. Daran gibt es auch nichts zu verharmlosen.

Aber wie komme ich aus diesem negativen Hamsterrad raus?
Es ist alles in einem selbst. Was können wir jetzt machen, um die Arbeitswelt zu einem besseren Ort zu machen und Erfolg zu haben? Erst einmal akzeptieren, dass es Yin und Yang gibt und dass es gilt, die Balance zu erreichen. Wenn wir eine Erklärung dafür wollen, warum manche Dinge im Job schieflaufen, müssen wir immer auf der kleinsten Ebene anfangen, bei sich selbst: Indem ICH mich verändere, verändert sich die Welt. Lerne, die Gedanken zu kontrollieren. Das übernimmt niemand anders für dich. Und: Wünsche dir im Job nicht andere Umstände – sondern werde selbst besser.