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People | 09.03.2023

Menschen im Mittelpunkt

Silvia Russegger erhielt den STEIRERIN AWARD für „Die Visionärin“. Und Visionen hat die studierte Mathematikerin allemal.

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Hilfe im Alltag: Nach dem Studium der Technischen Mathematik erkannte Silvia Russegger, dass sie sich lieber mit Menschen beschäftigt als mit dem reinen Coden. Beides kann sie bei Joanneum Research vereinen. Dort leitet sie unter anderem die Forschungsgruppe „Connected Computing“ bei DIGITAL und beschäftigt sich mit Active and Assisted Living, wo versucht wird, den Alltag von Menschen zu vereinfachen. © Bernhard Bergmann

Russegger hat Technische Mathematik an der TU Graz studiert und ist bei Joanneum Research im Bereich Vernetzung von Information und Medien in komplexen, vernetzten Anwendungsumgebungen auf der Basis neuer Softwarearchitekturen und -technologien tätig und engagiert sich verstärkt in Richtung „Digital Care“. Das klingt erst mal alles recht kompliziert. Vereinfacht ausgedrückt arbeitet sie an Technologien, die das Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen erleichtern.

Lieber Menschen als Coden

Nach ihrem Studium hat Russegger angefangen, in der Softwareentwicklung zu arbeiten, und unter anderem Software für Kultureinrichtungen entwickelt. Schnell zeigte sich jedoch, dass der menschliche Faktor sie mehr fasziniert als das reine Coden. Seit 27 Jahren ist sie nun bereits bei Joanneum Research tätig, nebenbei studierte sie noch Innovationsmanagement. Russeggers Forschung bei Joanneum Research lässt sich in drei Bereiche einteilen: Active and Assisted Living (AAL), Kultur & Kreativwirtschaft und Industrie. Menschen stehen in allen Bereichen im Mittelpunkt, und auch die einzelnen Teammitglieder tragen diesen Gedanken mit. Bei AAL geht es etwa darum, Assistenztechnologien für Menschen mit Beeinträchtigungen und deren Betreuer:innen zu entwickeln. So wurde kürzlich ein Studienprojekt rund um eine Tablet­lösung beendet, die dabei helfen soll, dass sich Demenzerkrankungen weniger schnell verschlechtern. Seit 2021 leitet Russegger die 16-köpfige Forschungsgruppe „Connected Computing“ bei DIGITAL, dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien. Dort wurden in einem anderen Projekt Anwendungen und Steuerungen für einen Social Roboter namens Pepper entwickelt. „Er wurde im Umgang mit älteren Menschen getestet, die er direkt ansprechen und motivieren soll, aktiver zu sein. Trotz anfänglichem Respekt haben sich die meisten Personen, die an dem Projekt teilgenommen haben, über Pepper gefreut und wollten ihn dann gar nicht mehr hergeben“, so Russegger. Generell ist ihr Ziel, Software zu entwickeln, die Prozesse optimiert und den Menschen hilft, ohne ihnen zusätzliche Arbeit zu machen. „Denn bei der Einführung von Software scheint es am Anfang immer so, als ob sie mehr Arbeit macht, als sie hilft“, schmunzelt Russegger.

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Silvia Russegger erhielt 2022 den STEIRERIN AWARD für die Visionärin. © Thomas Luef

Unerwarteter Sieg

Für den STEIRERIN AWARD angemeldet hat Russegger ihre Kollegin Elke Zenz. Zu gewinnen war aber eine echte Überraschung für die Powerfrau: „Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich habe mir die Statements von den anderen Nominierten in meiner Kategorie durchgelesen, das sind so unglaublich g’scheite Frauen. Ich wollte eigentlich gar nicht zur Preisverleihung gehen, aber dann dachte ich mir, ach, es wird sicher nett.“ Tja, und dann wurde es sogar der Titel als Visionärin. Gefragt nach ihrer Vision, sagt die Forscherin, dass sie versucht, mit den unterschiedlichsten Technologien unterschiedliche Lösungen zu bieten, ohne viel austauschen zu müssen. „Und für Menschen mit Beeinträchtigungen Lösungen zu finden, die ihnen das Leben erleichtern. Da sind wir bei Weitem noch nicht so weit, wenn man zum Beispiel an Mobilität denkt.“ Eine Visionärin ist für Russegger jemand, der „Ideen hat und entwickelt, aber nicht nur theoretisch, sondern auch in Richtung Umsetzung denkt“.

Erfolgreich beruflich und privat

Arbeit und Familie konnte die Award-Gewinnerin immer gut vereinbaren, „weil ich Arbeit nicht als Belastung empfinde. Außerdem hatte ich unkomplizierte Töchter und mein Mann stand immer hinter meiner Karriere.“ Als Frau hatte es Russegger dennoch nicht einfach in ihrem Forschungsbereich. „In unserer Branche bewerben sich erst gar keine Frauen – und das, wo Frauen mehr akademische Abschlüsse haben. Aber nur ein Viertel der Lehrenden in meinem Bereich ist weiblich, allein das ist für Frauen schwierig. Auch Joanneum Research ist männlich dominiert.“ Frauen, die sich in technischen Berufen verwirklichen wollen, gibt sie folgenden Tipp mit auf den Weg: „Selbstvertrauen haben, dass sie das schaffen, egal was in der Ausschreibung steht. Wir Frauen neigen dazu, uns zurückzunehmen. Aber man muss sich was zutrauen und wissen, dass man es schafft. Und wenn man etwas nicht kann, dann kann man es lernen.“