People | 02.02.2023
Wie eine Schatzkiste
STEIRERIN: Das Thema Gesundheit zählt generell zu den wichtigsten Dingen im Leben. Trotzdem nimmt die Brisanz stetig zu. Warum?
Lejla Pock: Durch die demografischen Veränderungen werden wir alle älter, wir leben länger. Es macht aber keinen Sinn, wenn wir dieses Mehr an Jahren nicht auch gesund verbringen können. Das ist für einen selbst, für das Umfeld und für das Sozialsystem nicht gut.
Wie viele gesunde Jahre werden uns Steirerinnen und Steirern vorhergesagt?
Aktuell sind wir bei 58 gesunden Jahren, in Schweden sind es 70.
Wie würden Sie die Aufgaben des Humantechnologie-Clusters beschreiben?
Als Humantechnologie-Cluster sind wir der Knotenpunkt eines Clusters von rund 140 steirischen Unternehmen, die für die menschliche Gesundheit arbeiten. Wir schlagen die Brücke zwischen Wissenschaft, Industrie beziehungsweise Wirtschaft, Bildung und der öffentlichen Hand. Dadurch entsteht Kooperation, durch Kooperation entsteht Innovation, durch beides entsteht Mehrwert in der Region. Das ist wie ein gutes Risotto: Man muss es in Bewegung halten und immer wieder etwas dazugeben, damit es gut und cremig wird.
Was ist für Sie das Schöne an der Arbeit im Cluster?
Die Energie der vielen Menschen, die sich im Cluster mit ihrem Wissen für eine bessere Zukunft einsetzen, ist einfach beflügelnd. Zukunftsorientiertes Denken und ein enorm hohes Level an Motivation begegnen mir jeden Tag bei meiner Arbeit.
In welchen Bereichen wollen Sie als neue Geschäftsführerin des HTS Schwerpunkte setzen?
Das Thema Digitalisierung wird uns sicherlich weiterhin stark beschäftigen. 80 % der Innovationen passieren genau in diesem Umfeld. Die neuen Technologien sind vielseitig einsetzbar – von der Prävention über die Diagnose bis zur Nachbetreuung. Vor allem in Bezug auf den starken Personalmangel, der uns im Gesundheitsbereich bevorsteht, ein entscheidender Faktor. Spannende Entwicklungen gibt es auch in Kombination mit Künstlicher Intelligenz, die vor allem im Bereich der Früherkennungssysteme zum Einsatz kommen könnte.
"Die Energie der vielen
Menschen, die sich im Cluster
mit ihrem Wissen
für eine bessere Zukunft einsetzen,
ist einfach beflügelnd."
Lejla Pock,
Geschäftsführerin Humantechnologie-Cluster
Viele Menschen sind dem Thema künstlicher Intelligenz in der Medizin gegenüber skeptisch. Was entgegen Sie ihnen?
Dass, wenn richtig eingesetzt, die Vorteile Künstlicher Intelligenz als unterstützendes Tool eindeutig überwiegen. Natürlich wird es aber nie eine Beziehung zwischen Ärzt:innen und Mensch ersetzen.
Im Österreich – beziehungsweise Europavergleich – wie ist die Steiermark im Bereich der Humantechnologie aufgestellt?
Extrem gut. Es passiert unglaublich viel im Umfeld des Clusters, was auch ein enormer Wirtschaftsfaktor ist. Es ist eine wahre Schatzkiste, die wir hier vor Ort haben: Es gibt zahlreiche Universitäten, Forschungseinrichtungen und Kompetenzzentren, die Medical Science City in Graz, die spannende Unternehmens- und Industrielandschaft, ein sehr attraktives Umfeld für Start-ups – und das alles verknüpft durch eine ausgeprägte Kooperationskultur. Diese Faktoren machen den Standort zu einer Vorzeigeregion im nationalen und internationalen Vergleich.
Haben die Steirerinnen und Steirer Ihrer Meinung nach ein gutes Gesundheits-Bewusstsein oder wäre da noch Luft nach oben?
Da wäre sicher noch Luft nach oben. In puncto sportlicher Betätigung tut sich viel, aber im Bereich Ernährung braucht es bestimmt noch mehr Bewusstsein.
Was tun Sie privat, um gesund zu bleiben?
Ich nutze zwar keinen Fitness-Tracker, aber mache prinzipiell sehr gerne viel Sport. Außerdem habe ich das Glück, dass genau die Dinge, die mir am besten schmecken, auch gesund sind.
Haben Sie einen Tipp für junge Steirerinnen, die es interessieren würde, ebenfalls in diesem Bereich Fuß zu fassen?
Ich erlebe es manchmal, dass sich Frauen – trotz höchster Qualifikation – zu wenig zutrauen. Hier wünschte ich mir mehr Mut!
ZUR PERSON
Mit 1. Oktober 2022 übernahm Lejla Pock die Geschäftsführung der Human.technology Styria GmbH. Sie folgt damit Johann Harer, der nach acht Jahren an der Spitze des Clusters in den wohlverdienten Ruhestand geht. Die gebürtige Kroatin kam 1993 nach Graz und hat seitdem ihren Lebensmittelpunkt in der steirischen Landeshauptstadt. Als kaufmännische Leiterin ist sie seit 2019 im
Cluster tätig.