People | 17.11.2022
Gekommen, um zu bleiben
Unermüdlich für die sozialen Agenden in der Steiermark unterwegs. So kennt man Doris Kampus als Soziallandesrätin. Nun kommt eine neue Aufgabe dazu – die ehrenamtliche Funktion als geschäftsführende Vorsitzende der SPÖ Graz. Eine Herausforderung. Aber wer die Steirerin kennt, weiß, dass sie sich von Herausforderungen nicht abschrecken lässt. Im Gegenteil: Sie sind für sie Ansporn, um diese mit vollem Einsatz und einer großen Portion Zuversicht zu bewältigen.
Wir treffen die neue SPÖ-Graz-Chefin einen Tag, nachdem sie offiziell vom Regionalvorstand in ihrer neuen Position bestätigt wurde, zum Gespräch.
STEIRERIN: Frau Kampus, wie geht es Ihnen?
Doris Kampus: Sehr gut. Die Wahl gestern war eine tolle Bestätigung und nun freue ich mich darauf, auch in Graz ins Tun zu kommen.
Ihre Funktion als Landesrätin führen Sie fort?
Ja, bis zur nächsten Wahl 2024 bestimmt. Und ich würde mich freuen, auch darüber hinaus als Landesrätin für die Menschen in der Steiermark tätig sein zu können. Die neue Funktion als SPÖ-Graz-Chefin ist eine ehrenamtliche Funktion, die mir sehr am Herzen liegt. Beide Funktionen werde ich mit vollem Einsatz leiten, auch wenn es natürlich intensiv sein wird.
Sie sind verheiratet, haben drei Kinder – wie hat Ihre Familie auf die Entscheidung reagiert?
Solch eine Entscheidung zu treffen, ist natürlich nicht leicht, da die Verantwortung dadurch größer und die zeitlichen Ressourcen knapper werden. Ich habe daher sehr intensiv im Vorfeld mit meiner Familie gesprochen. Wir haben dann aber gemeinsam gesagt, dass es die richtige Entscheidung ist, die neue Funktion zu übernehmen.
Die SPÖ Graz hat in den letzten Jahren deutlich an Zuspruch verloren. Wie wollen Sie dem entgegenwirken?
Ich bin ganz realistisch, es wird nicht von heute auf morgen gehen. Das wird ein Prozess, den ich auch langfristig begleiten werde. Aber ich möchte die SPÖ in Graz wieder stärker in der Mitte positionieren. Sozialpolitik wird natürlich immer ein Schwerpunkt bleiben – vor allem in den aktuellen Zeiten, die von Teuerungen in so gut wie allen Lebensbereichen bestimmt sind. Graz war aber immer eine wahnsinnig internationale Stadt mit tollen Universitäten, tollen Betrieben und dem Standort als Süd-Ost-Drehscheibe. Das gehört wieder mehr in den Vordergrund gerückt und genutzt.
Ihre Ziele für die nächste Wahl 2026?
Definitiv deutlich zuzulegen. Außerdem ist es mein Ziel, in zehn Jahren wieder um den Platz 1 mitkämpfen zu können.
Was sind die großen Herausforderungen aktuell?
Neben den Maßnahmen gegen die Teuerungen braucht es bestimmt wieder mehr Gespräche mit der Wirtschaft. Wir hören sehr oft, dass gerade in diesem Bereich die Gespräche momentan nicht so laufen. Sozialpolitik ist einer der großen Schwerpunkte, aber man darf nicht vergessen, auch die Wirtschaft hat aktuell keine leichte Zeit. Ich sage immer: Gute Arbeitsplätze haben wir nur dann, wenn wir gute Betriebe haben.
Stichwort: Sozialpolitik. Diesbezüglich haben Sie schon ein konkretes Projekt in Planung.
Ja, das ist ein Projekt, das mir – auch ausgestattet mit der eigenen Erfahrung – sehr am Herzen liegt und hoffentlich schnell in Graz in die Umsetzung kommt. Über 80 % der Menschen mit Pflegebedarf in der Steiermark werden zu Hause gepflegt – ein Großteil davon Frauen, völlig im Stich gelassen, ohne Versicherung, ohne für die Pension Beiträge einzuzahlen. Dabei gäbe es mit dem Modell „Anstellung pflegende Angehörige“ eine Lösung. Dabei würden über eine bestehende GmbH der Stadt Graz ein Teil dieser pflegenden Personen angestellt werden, was ihnen eine völlig neue Perspektive ermöglichen würde. Im Burgenland gibt es dieses Modell schon – mit Erfolg.
Was bedeutet Graz für Sie persönlich?
Eindeutig Heimat. Ich lebe hier, seitdem ich 18 bin, habe hier studiert, meinen Mann kennengelernt, und meine Kinder wurden hier geboren. Die Stadt ist urban, grün, eine Stadt der kurzen Wege, voller Charme … und ich liebe es, hier leben zu dürfen.