People | 24.11.2022
Die Stimme des Augenblicks
Samstagnachmittag in Graz-Geidorf. Es ist einer dieser letzten heiteren Herbsttage, wenn die tief stehende Sonne farbenfrohes Laub auf den Straßen, das unsere Schritte so weich bettet, golden zum Glänzen bringt. Nostalgie liegt in der Luft, als die landesweit bekannte, mittlerweile ehemalige Ö3-Moderatorin Kati Bellowitsch auf Heimatbesuch in unserer Redaktion vorbeischaut – ein rascher Abstecher, bevor es zum 30-jährigen Maturatreffen weitergeht. „Hier in Geidorf habe ich lange gewohnt“, strahlt sie. „Ich liebe diesen grünen Bezirk.“
Das liegt aber schon Jahrzehnte zurück, ist sie mittlerweile doch schon mehr Wienerin als Grazerin. Kati macht es sich in der STEIRERIN-Redaktion mit mir gemütlich und beginnt gleich zu erzählen – von ihren zwei Jungs, dem Alltagstress und dass sie und ich wahrlich stolz auf unsere Mama-Leistungen sein können. Man hört ihr gerne zu und gleichzeitig fühle ich mich in meine Jugend zurückversetzt. Zehn Jahre Kinderfernsehen mit Kati Bellowitsch und noch viele weitere Jahre Ö3-Hitradio sind auch bei mir hängen geblieben. Dem Umstand, dass es für sie als ausgebildete Volksschullehrerin damals keinen Job in der Steiermark gab, ist geschuldet, dass sie überhaupt eine Radiomoderatorin wurde. „Meine Mama war es, die die Stellenausschreibung in der Zeitung fand und meinte, ich solle mich doch bei der Antenne Steiermark bewerben, da ich ja so gerne und viel rede.“ Gesagt, getan. Was dann kam, war die Lust auf mehr: Neben dem Moderieren war sie zeitgleich auch als Pressesprecherin des Formel-3000-Red-Bull-Junior-Teams tätig. Dann folgte der Wechsel zu Ö3 und dem ORF, eine Arbeit, die sie 23 Jahre lang mit Herzblut und ihrer Frohnatur spickte. Sie schrieb drei Kinderbücher und wurde neben dem Kinderfernsehen nicht nur eine der beliebtesten Stimmen im österreichischen Radio, sondern auch das Gesicht von TV-Formaten wie „Mutter Erde“, dem „Song Contest“-Votingergebnis und diversen Livemoderationen wie am Red Carpet des Wiener Opernballs oder Lifeballs. „Am 24. Juni moderierte ich meine letzte Sendung auf Ö3“, so Bellowitsch, die schon ein paar Tage später ihren ersten Arbeitstag beim ORF NÖ antrat. Dort ist die Moderatorin neuerdings einmal pro Woche in „Niederösterreich heute“ mit ihrer Rubrik „La Vita“ zum Thema Lifestyle, Gesundheit und Co. zu sehen. „Der Abschied aus der Ö3-Gemeinde war an der Zeit. Ich habe richtig Lust auf das Fernsehen und möchte mich neuen Herausforderungen stellen.“

Kontrastprogramm
Das alles ist Kati Bellowitsch. Doch die Steirerin ist vieles mehr. Im Hause Bellowitsch-Geyer, am Rande von Wien, wo sie auf einem Naturschutzstreifen ihr kleines Traumhaus zusammen mit ihrem Mann Daniel gebaut hat, lebt sie mit ihren drei Männern und Hündin Sally. Die beiden Söhne Laurenz (15) und Vincent (5) seien stolz auf ihre prominente Mama. „Ich darf sogar bei meinem Großen noch mit in die Schule rein, ohne dass ich ihm peinlich bin“, lacht sie. Ein gutes Familienverhältnis sei laut der Steirerin das Geheimrezept. „Ich bin nicht besonders streng, habe zu Hause aber klare Regeln. Und wir picken als Familie gerne aufeinander, weil wir uns einfach gut verstehen.“ Letzteres kam der Familie wohl besonders während des langen Lockdowns zugute. Gesendet hat die Radiomoderatorin damals dennoch: „Ich bin zusammen mit einigen Ö3-Kolleg:innen für ganze zwei Wochen bei Ö3 in Isolation gegangen“, erinnert sich Kati. „Man durfte das Gebäude nicht verlassen, wir haben rund um die Uhr moderiert. Geschlafen habe ich am Boden neben dem Chefbüro.“
Zu Hause ist ihre Kraftquelle. Dort achtet sie auf ihre Männer, indem sie täglich ein gesundes Frühstück wie Porridge oder selbst angesetztes Müsli serviert. Auch den Spaziergang mit ihrer Hündin nimmt die Moderatorin sportlich: „Ich spaziere dann schon gerne mal neun Kilometer im flotten Schritt.“ Danach starte sie gleich gut in den Tag: „Ich liebe mein Leben, so wie es ist, und ich bin dankbar und happy mit mir selbst“, reflektiert Kati. „Es gibt deshalb keinen Grund, mies drauf zu sein!“ Und Kati sei tatsächlich immer gut drauf. „Das bin ich auch privat. Wirklich“, lacht sie. Glücklich und zufrieden machen sie nicht nur Job und Familie, sondern bestimmt auch die Tatsache, dass sie ex-trem interessiert sei. „Das ist mein Motor und sicher auch der Grund, warum ich so viele unterschiedliche Projekte aufgreife.“

Ich frage mich inzwischen: Was ist die weibliche Form von Tausendsassa? Wahrscheinlich „Kati Bellowitsch“. Weil sie von einem Jagdschein erzählt, den sie gemacht hat, aber nicht vorhat, ein Tier zu töten. Von einem Anglerschein, einem kürzlich erstandenen Diplom als Social-Media--Expertin oder – ganz aktuell – einem absolvierten Donaupatent-Kurs für den Motorbootschein. Neben ihrem neuen Job beim ORF NÖ ist sie auch noch Reisejournalistin und seit wenigen Wochen Dozentin im Lehrgang „Journalismus und Medienmanagement“ auf der FH Wien. Ja, sie macht viel und kann auch viel. „Wenn du mit mir unterwegs bist, bin ich niemals peinlich. Ich kann vieles und kann überall mitreden.“ Dass das mit zwei Söhnen geht, zeigt nur einmal mehr, dass auch Mamas alles erreichen können. Aber wie macht sie das bloß, frage ich. Immerhin bin ich auch Mama von zwei Kindern und schon froh darüber, einmal in Ruhe einen Kaffee zu trinken. „Wir haben kaum Hilfe, daher teilen Daniel und ich uns die Aufgaben. Mein Mann managt den Clan gleich gut wie ich.“ Es sei eben eine Beziehung auf Augenhöhe, meint Kati. Ob sie sich in naher Zukunft Be- oder Entschleunigung wünsche, hake ich nach. „Bitte ja keine Beschleunigung! Einfach dem Alter entsprechenden, gut dosierten Schwung.“ Dann packt sie ihre Sachen zusammen, zeigt mir noch strahlend ein paar private Familienfotos am Handy und macht sich auf ins steirische Altaussee, wo sie sich offline eine wohlverdiente Auszeit ganz ohne ihre Liebsten nimmt, um ihre halbvollen Batterien wieder aufzuladen.Diese eine Woche im Jahr gehört nur ihr. „Man muss auf sein Wohlbefinden achten – ist das Leben in Balance, fällt das Glücklichsein auch nicht schwer.“

Zur Person
Die Steirerin Kati Bellowitsch begann ihre Radio-Karriere bei Antenne Steiermark. Danach folgten Pressearbeiten und 23 Jahre bei Hitradio Ö3 und ORF. Nun verlässt sie die Ö3-Gemeinde, um bei ORF NÖ die Rubrik „La Vita“ in „Niederösterreich heute“ zu moderieren.