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People | 09.11.2022

Eine Blume muss sein

Die kreativen Gene wurden John Petschinger in die Wiege gelegt, Instagram verhalf ihm zum Durchbruch. Seine riesigen Werke aus Metall hängen heute weltweit in diversen Kunstsammlungen – auch in der Bakerhouse Gallery in Graz.

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Die Bilder von John Petschinger haben mit der Blume, den Farben und seiner Herangehensweise inzwischen absoluten Wiedererkennungswert. © John Petschinger

Im Leben des jungen Künstlers John Petschinger spielt Instagram eine große Rolle. „Meine Art, wie ich meine Online-Galerie nutze und mich dort präsentiere, funktioniert sehr gut. Erste Galerien wurden so auf mich aufmerksam, und man würde nie vermuten, wie viele Sammler sich auf Instagram informieren.“ Sehr schnell wurde John Petschinger so zum Shootingstar, mittlerweile hängen seine Werke in vielen Ländern – auch wenn es oft schwierig ist, sie zu „verschicken“. „In Litauen beispielsweise hängt eine 2 × 2 Meter große und 40 kg schwere Arbeit von mir“, verrät er schmunzelnd. Doch durch eigene Techniken und mit geändertem Grundmaterial hat er es geschafft, dass seine neuen Bilder leichter werden. „Damit ist heute ein so großes Bild um 18 kg leichter und auch ressourcenschonender, was eine wichtige Rolle spielt.“

Die Kunst der Entwicklung

In seinen kreativen Arbeiten macht John Petschinger natürlich Entwicklungen durch. „Ich versuche, dafür sehr bewusste Entscheidungen zu treffen, denn so halte ich mich auf Trab. Für meine heurigen, vor allem durch meine Mutter – ebenfalls Künstlerin – inspirierten Arbeiten habe ich noch viele Anfragen, trotzdem höre ich damit bewusst auf. Denn nur so kann ich mich weiterentwickeln.“ Er erzählt weiter: „Ich versuche immer, von einer Werkserie einige Arbeiten zu behalten, und bei einem Blick auf die letzten drei Jahre kann man meine Entwicklung sehen. Gleich geblieben sind die Technik und die Grundidee. Ich mag einfach neue Herausforderungen und diese Challenge, nicht zu wissen, ob und wie etwas funktionieren und verstanden wird, denn genau darauf kommt es an“, verrät er mit einem kleinen Lächeln. „Im letzten Jahr habe ich noch sehr viele Blumen auf meine Bilder gemalt, heuer nur mehr eine, wie auch auf den aktuellen Bildern in der Bakerhouse Gallery zu sehen ist.“
Sehr interessant erzählt der junge Ausnahmekünstler, dass es im nächsten Jahr nur mehr einfarbige Arbeiten geben wird – aber natürlich mit einer Blume. „Im Hintergrund dieser neuen, riesigen und einfarbigen Arbeiten ist ein erkennbares Bild, das in einem eigenen Prozess eingefärbt wird. Am Boden liegend wird das fertige Bild über Tage und Wochen immer wieder mit Farbe übergossen, was einen sehr coolen Effekt ergibt.“ Jede Farbe wird es einmal für ein Bild geben, „und daraus wird wieder eine neue Farbe gemischt, was die Weiterentwicklung zeigen soll.“ Bleiben wird die Blume mit sechs Blütenblättern, in einem ist jetzt seine Signatur.

 

Kunst, die man nicht herzeigt, existiert auch nicht.

John Petschinger

 

Malen aus der Emotion. Als nahezu „One-Man-Show“ zu agieren, gelingt dem sympathischen Südburgenländer nur durch Unterstützung eines kleinen Teams und seiner Familie. „Schon um meine riesigen und schweren Metallarbeiten zu verpacken, braucht es drei Personen. Zum Glück habe ich zusätzlich große Hilfe durch meine Freundin und meine Eltern, wenn es die Zeit zulässt.“ Zu stressen beginnt es ihn nur, wenn er nicht mehr genug Zeit zum Malen hat. „Deshalb nehme ich heuer auch keine neuen Ausstellungseinladungen mehr an. Ich fokussiere mich nur auf meine neuen Bilder und die Ausstellung dazu im Frühjahr.“
Meist arbeitet der Künstler an 10 bis 20 Bildern gleichzeitig. Geplant wird nur die Formatgröße, gemalt wird aus der Emotion. „Bei meinen neuen Arbeiten achte ich aber darauf, dass die Untergrundfarben in den Farben der Haupttöne sind, da es ansonsten unangenehme Schimmereffekte ergeben würde. Von 15 Arbeiten sind dann für mich meist acht okay, die anderen werden verworfen und ich fange wieder von vorne an“, erzählt der Künstler, der keine Auftragsarbeiten macht, sehr offen. „Ich mache wirklich nur das, worauf ich Lust habe, und das versuche ich mir auch nicht nehmen zu lassen.“
Als Perfektionist lässt er keine Bilder nach außen gehen, „mit denen ich unzufrieden bin. Deshalb hängen die Bilder monatelang bei mir, bevor sie jemand zu Gesicht bekommt.“ Wann ein Bild passt, sagt ihm sein Gefühl. Dann ist es ihm auch egal, ob es anderen gefällt. „Denn wenn ich mit mir im Reinen bin, kann mich niemand beeinflussen, und das ist das Wichtigste. Zu gefallen war nie meine Intention. Wenn meine Bilder es tun, ist das natürlich schön, wenn nicht, ist es auch okay.“ Für den Künstler ist nur wichtig, „dass ich ich selbst sein darf und meine Bilder das widerspiegeln. Ich möchte Menschen mit Emotionen erfüllen.“

Neue Wege gehen

John Petschinger ist ein Visionär und weiß, dass man an NFTs nicht vorbeikommt. Immer an neuer Technik und Technologie interessiert, geht er auch dabei neue Wege. „Ich habe gemerkt, dass ich das echte Bild brauche, dass ich es am Bildschirm allein nicht spüren kann. Und vielen anderen geht es auch so. Ich habe mir deshalb die Frage gestellt, wie man echte Bilder mit der digitalen Welt verbinden kann.“ Jetzt startete der Künstler dazu ein neues Projekt, in dem er gemalte Bilder mit einem digitalen Chip versieht. Wenn man diesen mit dem Smart­phone scannt, öffnet sich quasi die Verifizierungsseite, die anstelle eines Blatts Papier den „echten John Petschinger“ bestätigt. „Kurz gesagt, du hast das echte Bild, auch digital und in fünf Jahren auf Metaverse. Davon bin ich überzeugt.“ In Kooperation und mit  Unterstützung der österreichischen Firma VariusSystems wird das bereits umgesetzt.
Heuer kommt noch seine allererste Druck-Edition heraus, die mit diesen NFT-Chips versehen sein wird. Und es wird eine wunderbare Charity-Geschichte zu Weihnachten geben, „über die ich leider noch nicht im Detail sprechen darf. Jetzt freue ich mich einfach darauf, wieder ins Atelier zu gehen, denn Oktober bis Februar sind meine Monate, wo ich unheimlich gerne zu Hause bin und Neues entstehen lasse.“

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© John Petschinger

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© John Petschinger

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© John Petschinger

Zur Person:

John Petschinger wurde am 5.12.1994 in Oberwart geboren. Schon als Kind malte er, spielte Theater und stand in Serien wie „Medicopter 117“ und „Kommissar Rex“ vor der Kamera. Nach einer Tourismusausbildung arbeitete er im Management auf einem Schiff und in einem Hotel. Sein bisher größtes Bild war 4 x 6 Meter groß und 50 kg schwer. Seine Ateliers befinden sich in Bad Tatzmannsdorf und Wien.