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People | 31.08.2022

Paare erzählen

Regenbogenglück – Zwei queere Paare erzählen von ihrer Familie und aus ihrem Leben

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Marry me – Zur Verlobung gab es Uhren, bei der Hochzeit wurden aber klassisch die Ringe getauscht © C&G Wedding

MARRY ME!

 

Modedesigner Herbert Traumüller und Ehemann Tom feierten ihre gleichgeschlechtliche Traumhochzeit.

 

STEIRERIN: Ihr habt am 08.08.2019 in Graz geheiratet. Wer von euch hat eigentlich den romantischen Heiratsantrag gemacht?
Herbert Traumüller: Das war mein Mann Tom, er hat mir mitten am Grazer Hauptplatz die Frage gestellt. Nicht klassisch mit Ring, dafür mit zwei gleichen Uhren, die er kurz davor heimlich gekauft hatte.

Was bedeutet Ehe für euch?
Herbert Traumüller: Zusammenhalt, grenzenloses Vertrauen und Sicherheit in einem gemeinsamen Leben, egal ob in guten oder schlechten Zeiten. Unabhängig davon, welche Sexualität man lebt, ist es wichtig, dass die Liebe und die Zusammengehörigkeit im Vordergrund stehen und man ganz bewusst den Bund der Ehe eingeht. Es war uns sehr wichtig, mit-einander verheiratet zu sein – vor dem Gesetz, der Öffentlichkeit, unseren Familien und Freund:innen. So können wir zeigen, dass wir zueinander gehören und den Rest unseres Lebens miteinander verbringen wollen.

Wie sah eure Traumhochzeit in Graz aus?
Tom Wohlmuth: Da wir klein im Standesamt des Grazer Rathauses geheiratet haben, gab es außer etwas Papierkram und einer Tischreservierung nicht viel zu tun. Nach der Trauung wurde am Würstelstand mit Champagner angestoßen, da durften dann auch einige enge Freund:innen dazukommen, um gemeinsam zum Hochzeitsessen zu gehen. Wir hatten unsere kleine, feine Traumhochzeit und gleich im Anschluss wunderschöne Flitterwochen in Kolumbien.

 


Modedesigner Herbert Traumüller (re.) mit seinem Tom.
© C&G Wedding

 

Waren typische Hochzeitstraditionen Teil eures Hochzeitstages?
Tom Wohlmuth: Auf klassische Hochzeitstraditionen haben wir bis auf etwas „Altes und Geliehenes“ verzichtet. Das war etwa das berührende Geschenk von Herberts Mutter, die ihm vor der Trauung die alte Anstecknadel seines verstorbenen Großvaters übergab und ansteckte. Wir haben aber auch eine eigene Hochzeitstradition gegründet: Jedes Jahr zum Hochzeitstag schenken wir uns neue Eheringe – um uns damit an wundervolle, vergangene gemeinsamen Jahre zu erinnern.

Wie wichtig war dir als Modedesigner der Bräutigam-Look?
Herbert Traumüller: Es war von Anfang an klar, dass wir uns einfach hübsch füreinander herausputzen und es elegant sein soll. Allerdings haben wir auf abgestimmte Outfits verzichtet, da wir beide individuelle Persönlichkeiten sind und jeder seinen eigenen Stil und Geschmack hat.

Und was hat sich seit der Ehe für euch verändert?
Tom Wohlmuth: Die Ehe hat schon einiges in unserer Beziehung verändert. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit wurde stärker und zu wissen, dass du nie wieder allein bist und deine Sorgen sowie deine Freude immer mit deinem Partner teilen kannst, ist einfach überwältigend.

Eure persönlichen Tipps für eine gelungene gleichgeschlechtliche Hochzeit?
Herbert Traumüller: Bleibt euren Träumen treu, heiratet, wie ihr wollt, wo ihr wollt und lasst euch auf keinen Fall in eurer bunten Persönlichkeit einschränken. Seid, wer ihr seid, und liebt, wie ihr liebt. Also heiratet auch genauso! Nur eure Liebe und euer gemeinsames Glück sind wichtig.

 

 
© C&G Wedding

 


REGENBOGENFAMILIE

Bunt, chaotisch, voller Liebe und ein klein wenig anders. Die Konstellation Mama, Mama, Papa, Kinder ist ein alternatives Familienkonzept, das nicht minder liebevoll ist. Ganz im Gegenteil sogar. Die Kinder Paul (fünf Jahre) und Helena (zweieinhalb Jahre) sehen sich mit ihren zwei Mamas und einem Papa klar im Vorteil. Und überhaupt halten Kinder es nicht für notwendig, das etwas andere Familienkonzept wie etwa die „Regenbogenfamilie“ zu hinterfragen. Sie können noch mehr zulassen, ohne die Dinge unbedingt in Rahmen pressen zu müssen. Und den beiden Mamas ist sowieso nur eines wichtig, nämlich, dass ihre Kinder glücklich sind und sie als Eltern immer eine Basis für sie sind, zu der sie jederzeit zurückkehren und sich frei entfalten können.

 


Eva Baumgartner-Tösch mit ihrer Frau Marlene und ihren Kindern Paul und Helena.
© 
Tobetold by Lena Kinast

 

Die Grazer Mamas Eva und Marlene sind seit rund zehn Jahren ein Paar und seit 2015 miteinander verpartnert. Der Wunsch nach eigenen Kindern war schnell da und mit der Gesetzesänderung, die es ermöglicht, beide rechtlich als Eltern anzuerkennen, kam auch der perfekte Zeitpunkt, um über Nachwuchs nachzudenken. „Dass unsere Familie positiv auf Zuwachs reagieren würde, war klar; wie gut wir das als Eltern machen und ob wir den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden, war ein Thema, das wohl alle werdenden Eltern betrifft“, erinnert sich Eva Baumgartner-Tösch zurück. Die Suche nach dem passenden Samenspender war die nächste Hürde. „Wie es der Zufall so wollte, haben wir im Bekanntenkreis den Kontakt zu einem Mann bekommen, der all unsere Kriterien erfüllt hat:
schwul, lustig, groß und blond“, lacht Eva.
Mittels intrauteriner Insemination ohne Hormonbehandlung brachte Eva die gemeinsamen Kinder Paul und Helena zur Welt. „Unsere Kinder haben regelmäßig Kontakt zu ihrem Vater. Laut Gesetz hat er zwar keine Rechte und Pflichten, die emotionalen Verantwortungen werden jedoch sehr ernst genommen und die Kinder sind ein zentraler Bestandteil seines Lebens.“

Familylife.
Was dem gleichgeschlechtlichen Ehepaar bei der Familiengründung geholfen hat? „Der fixe Wunsch, Kinder in die Welt zu setzen.“ Viel anders ist ihre alternative Familien-form letztendlich auch nicht. Als Familie habe man laut den beiden Mamas doch immer dieselben Themen und Herausforderungen. „Unsere Kinder haben eben zwei Mütter, daher glauben viele, wir hätten ganz andere Themen. Dass das nicht so ist, ist dann die große Überraschung“, wissen Eva und Marlene, die noch mit keinen direkten Vorurteilen zu kämpfen hatten. Die Herausforderungen sind dafür die ewig Gleichen: Alltag bewältigen, wer bringt die Kinder zur Betreuung und wer holt sie ab und wen stört der Wäscheberg schneller … Der männliche Aspekt fehle in ihrer offenen Erziehung, in der sich die Kinder genderneutral entfalten dürfen, nicht: „Außerdem, was wären typische männliche Aspekte? Toughness? Reparatur? Diese Klischees reißen wir sowieso auf“, so Eva. „Wir können beide Motorräder reparieren, die Papas besser backen.“

Und wie rufen Paul und Helena ihre Mamas? „Unsere Kinder rufen uns Mama Eva und Mama Mele. Das hat Paul eingeführt und war die perfekte Lösung.“

 


© Tobetold by Lena Kinast


Hochzeitstipps für LGBTQ+ Hochzeiten von Weddingplanerin Verena Kindermann

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© Foto Donauer, A Twist of Lemon

 

Lasst alte Muster beiseite und setzt nur das um, was euch am Hochzeitstag Freude bereitet.

 

Schräge Blicke auf offener Straße? Lasst eure Trauzeug:innen das regeln und fragt Passant:innen einfach mit einem Augenzwinkern, ob sie denn gern ein Selfie mit dem Brautpaar hätten.

 


Zum Altar darf den Bräutigam gerne seine Mutter begleiten.

 

Brautkleid oder Anzug? Wer sagt, dass ein bodenlanges Sakko nicht als Brautkleid-Ersatz dienen oder das Brautkleid zusammen mit Sakko und Krawatte getragen werden kann?

 

Eine Hochzeit darf so individuell sein wie eure Liebe: eure Hundebabys „aufg’mascherlt“ am Altar, regenbogenfarbene Tortenböden, die erst beim Anschnitt zum Vorschein kommen – alles ist erlaubt!