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People | 30.06.2022

Nachdenken übers Vordenken

Im oft hektischen Mama-Alltag gerät die eigene rechtliche Absicherung häufig in den Hintergrund. In welchen Bereichen dies jedoch besonders wichtig wäre, weiß Notarin Marcella Handl. Eines vorweg verraten: Der Aufwand hält sich in Grenzen.

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© Shutterstock

Frauen wird nachgesagt, weniger risikofreudig zu sein. Deshalb wundert es Notarin Marcella Handl immer wieder, dass sich die wenigsten Frauen über die eigene Absicherung Gedanken machen. Dabei können im Leben zu jeder Zeit unerwartete Ereignisse geschehen, für die leicht vorgesorgt werden könnte.

 

STEIRERIN: Gibt es typische Stolpersteine, die Sie in Ihrem Notariatsalltag häufig erleben?
Marcella Handl: Gerade Lebensgemeinschaften sind ein Thema, das man sich genauer anschauen sollte. Wenn man nicht verheiratet ist oder in eingetragener Partnerschaft lebt, ist es gesetzlich nach wie vor so, dass es für Lebensgefährten de facto kaum Regelungen gibt. Überspitzt formuliert gelten Lebenspartner in bestimmten Fällen nach wie vor als fremde Menschen.

Was für Folgen könnte das haben?
Verstirbt zum Beispiel mein Partner plötzlich, hätte man keinerlei Pensionsanspruch oder Anspruch auf eine Witwenrente.  Auch in der gesetzlichen Erbfolge kommen Lebensgefährten nur unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen und nur dann zum Zug, wenn sonst überhaupt keine Angehörigen vorhanden sind. Im Regelfall findet sich aber irgendein weitschichtiger Verwandter, der dann statt dem Partner erbt...

Aber es muss ja nicht einmal das Ableben des Partners sein, das einen in eine prekäre Situation bringen könnte.
Wir alle sind im Straßenverkehr unterwegs, haben Hobbys wie Skifahren oder können von einer plötzlichen Krankheit betroffen sein … im Leben kann es durch Unfälle oder Krankheiten auch plötzlich passieren, dass man seine Entscheidungsfähigkeit verliert, zum Beispiel, wenn man in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt werden muss. Die Partnerin oder der Partner steht dann ohne Entscheidungsmacht über Konten, Verträge und Co. da. Es sei denn, das wurde vorab rechtlich geregelt. Es ist einfach ein Trugschluss, der aufgeklärt gehört: Viele denken, wenn ich verheiratet bin, kann ich alles entscheiden. Das Gegenteil ist der Fall.

 


"So wie man regelmäßig zu einer medizinischen Vorsorgeuntersuchung geht, sollte man sich auch über die rechtliche Vorsorge Gedanken machen."
Marcella Handl, Notarin in Hartberg © Marija Kanizaj

 

Wie sollte man diesbezüglich vorsorgen?
Ganz einfach mit einer Vorsorgevollmacht. Das ist ein individueller Vertrag, der festhält, wer im Fall meiner Unfähigkeit Entscheidungen treffen kann.

Ist es aufwendig, so eine Vollmacht aufzusetzen?
Nein. Dazu benötigt es lediglich einen Beratungstermin zur Besprechung der Details sowie einen Termin, bei der die aufgesetzte Vollmacht unterschrieben wird. Diese wird dann im zentralen Vertretungsverzeichnis registriert, ist aber jederzeit widerrufbar – und das von beiden Seiten.

Warum ist so eine Vollmacht auch aus unternehmerischer Sicht so wichtig?
Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer handelt grob fahrlässig, wenn er keine Vorsorgevollmacht aufsetzt. Kommt es zur Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, stehen die Geschäfte quasi still.

In guten Zeiten an weniger gute Tage denken mag niemand. Welchen Tipp würden Sie Frauen aber trotzdem mit auf den Weg geben?
Es gibt einfache Wege, sich im Vorfeld abzusichern. Gerade Frauen verlassen sich noch immer viel zu häufig auf die finanzielle Unterstützung des Mannes. Frauen kümmern sich häufig zum Großteil um die Kinder und gehen „nur“ Teilzeit arbeiten. Aber wie sieht das Ganze im Falle einer Trennung aus? Oder wie sieht die Teilung der Verantwortung bei Patchworkfamilien aus? Mit Partnerschaftsvereinbarungen kann man unkompliziert Rechtssicherheit schaffen und Streit schon im Vorfeld vermeiden.

Wie kann mir eine Notarin oder ein Notar bei der Absicherung meiner Zukunft helfen?
Kompetente Beratung in allen rechtlichen Fragen bieten die steirischen Notare. Es empfiehlt sich in jedem Fall ein Beratungstermin bei einer Notarin oder einem Notar, um die Details zu besprechen und die richtige Maßnahme zu treffen – das Erstgespräch ist honorarfrei.

 

Zur Person

Als öffentliche Notarin im Zentrum von Hartberg sorgt Marcella Handl mit ihrem Team für Rechtssicherheit und Rechtsfrieden. Ihr Tipp: Besser gleich zum Notar des Vertrauens, um später Unannehmlichkeiten und im schlimmsten Fall Streitfälle zu vermeiden.