People | 21.06.2022
Die Vielfalt des Helfens
Text Stephanie Gaberle Foto © Erwin Scheriau
"Inklusion statt Isolation“ – das ist das Motto des Vereins „Soziale Projekte Steiermark“, in dem Doris Peitler als stellvertretende Obfrau tätig ist. Neben ihrer Arbeit als Leiterin von Studierendenheimen setzt sie sich damit für jene Menschen ein, die oft nur wenig Verständnis von der Gesellschaft bekommen und an ihren Rand gedrängt werden.
„Ich habe ein großartiges Team rund um mich! Wir überlegen uns gemeinsam Aktionen, die auch viel Anklang finden und immer beliebter werden“, erzählt sie. Am 24. April halten beispielsweise die Barber Angels Einzug im Theater im Lend in Graz, um teilnehmenden Obdachlosen kostenfrei die Haare zu schneiden. Das sei nicht nur ein optischer Aufputz für diese Menschen, sondern auch ein seelischer. „Wir alle fühlen uns doch besser, wenn wir ein bisschen hergerichtet sind“, weiß Peitler. „Hier bekommen die Ärmsten der Armen die Möglichkeit dazu. Da ist es dann wunderbar zu beobachten, wie viel Zufriedenheit und Wohlfühlen ausgestrahlt wird – es ist wirklich eine sehr schöne Aktion.“ Für musikalische Untermalung, warme Mahlzeiten und viel Herzenswärme sei gesorgt – auch junge Friseurlehrlinge könnten als „Barber Youngstars“ vielleicht schon bald mitmachen, um Berührungspunkte herzustellen und zusätzlich für einen Generationenaustausch zu sorgen. „Es gibt so viele bitterarme Menschen bei uns. Die sind oft unsichtbar – und auch die Gründe dafür, warum sie in der Armut leben. Deswegen wollen wir jeglichen Verurteilungen entgegenwirken. Schicksalsschläge können uns alle treffen.“
Tanzend helfen.
Ein weiteres großes Projekt des Vereins ist ein besonderer Ball, der genau das vorleben möchte, was im Namen steht – die Vielfalt der Menschen. Pandemiebedingt schon dreimal verschoben, findet in Graz der „Ball der Vielfalt“ nun endlich am 20. Mai 2022 statt. „Hier sind wirklich alle willkommen“, kündigt Peitler an. „Keine Eintrittsgelder, kein Dresscode – wir möchten, dass alle so kommen können, wie sie sind.“ Ein Ball sei ja meist eher eine teure Geschichte, man brauche Kleid oder Anzug, Frisur, Make-up und Co. Diesen Zwang wolle man auflösen. „Der Ball startet zudem schon um 16 Uhr, damit auch ältere Menschen oder Menschen, die Medikamente nehmen, kommen können“, erklärt die zweifache Mutter. „Es gibt eine riesige Tombola, wo jedes Los gewinnt, eine Band, ein Schlagwerk, einen Zauberer, ein reichhaltiges Kuchenbuffet und aktuell überlegen wir uns eine Mitternachtseinlage.“ Für Programm sei also gesorgt und es haben sich schon Menschen aus ganz Österreich angekündigt. „Wir möchten einfach einen Abend voller gemeinsamer Freude gestalten. Ob jung, ob alt, ob arm, ob reich – alle sind herzlich eingeladen. Einfach vorbeischauen.“
Ein besonderer Abend.
Kommen da auch Erinnerungen an die STEIRERIN AWARDS auf, wo Doris Peitler den Preis in der Rubrik „die Helferin“ gewonnen hat? „Ich hatte kein Abendkleid an, aber hab’ mich trotzdem als Teil des Gesamten gefühlt, weil die Stimmung einfach so herzlich war“, strahlt sie. Als besonders berührend empfunden habe sie es, dass die Soziallandesrätin Doris Kampus ebenfalls anwesend war. „Wir arbeiten oft sehr eng zusammen, sie unterstützt uns in so vielen Belangen – und dass sie da war, als ich den Award entgegennehmen durfte, bedeutet mir sehr viel. Alleine kann man nicht für eine gemeinsame Sache kämpfen.“ Sie lobt hier noch einmal das top vernetzte Team im Vorstand ihres Vereins: „Das gegenseitige Verständnis ist groß, die Ideen werden gehört und dann setzen wir Dinge einfach um. Und das bedeutet uns allen sehr viel.“
Vor allem jetzt während des Krieges in der Ukraine gebe es ja permanent viel zu tun. „Unser Vorstandsmitglied René hatte da eine sehr sinnvolle Idee: Wir lassen Katheter, Windeln, Rollatoren etc. in die Ukraine liefern und unterstützen so Ältere, Kranke oder Menschen mit Behinderung.“ Auf diese Gruppen werde häufig vergessen, deswegen habe sich der Verein auf dringend benötigte Hilfsmittel konzentriert. „Mit Spendengeldern können wir richtig schnell und unkompliziert helfen“, sagt Peitler – und die Hilfsbereitschaft in Graz sei groß. „Die Situation hat viele zum Nachdenken angeregt.“
Was die erfahrene Ehrenamtlerin Menschen raten würde, die sich selbst gerne engagieren möchten? „Es muss um die Sache gehen und nicht um die eigene Person“, antwortet sie klar. Man solle sich in dem Bereich wohlfühlen, in dem man sich engagiert. „Es gibt so viele kleine Aktionen, wo man mithelfen kann. Dann geht es nur ums Ergebnis, um das Gemeinsame – und nie darum, wer das organisiert hat. Und das ist das Schönste am Ehrenamt.“