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People | 05.05.2022

Die Linie als Gabe

In schier tausenden feinsten Linien gestaltet Tamara Kolb fantasievolle Kreaturen mit flüsternden Botschaften. Über ihren Weg, ihr Talent und den Einzug in den DECASA-Salon.

Die Künstlerin vor ihrem Werk „Vanity’s Secret“.
Zu ihrem besonderen Stil gehört auch die Veredelung mit Echtgold.

 

Seit Anfang des Jahres ergänzen nun auch die Grazer Künstlerinnen Tamara Kolb und Marion Rauter das Atelier von Carola Deutsch im DECASA-Studio. Der Vorsatz des neuen Künstlerinnen-Kollektivs: Gemeinsam Farbe und Lebensfreude in die Welt bringen. Sabrina Deutsch betreut den Kunstsalon im Bereich Management und Marketing. „Ich werde alles Nötige dafür tun, um die Künstlerinnen im Bereich PR zu unterstützen, damit sie so viel Zeit wie möglich in ihre künstlerische Entwicklung investieren können.“ Für Tamara Kolb ist diese Entwicklung eine enorme Erleichterung. Die Residentin der Bakerhouse Gallery verfolgt einen sehr individuellen Stil, den man so noch nicht gesehen hat.

 

STEIRERIN: Was macht deinen Stil aus?
Tamara Kolb: Ich bin überzeugt, es ist die Linie. Das langsame Entstehen mit Linien, Punkten, der Vergoldung mit Echtgold. Andere würden da lange alles hinschmeißen und die Nerven verlieren. Ein Galerist aus Wien hat das so schön formuliert: Solltest du je gefälscht werden, lerne den Fälscher kennen – dann hast du einen Gleichgesinnten gefunden; nur sehr, sehr wenige halten das durch.

Wieso taugt das niemandem, dir aber schon?
Ich glaube, jeder Mensch ist mit Talenten beschenkt, er muss sie nur entdecken. Es ist mir einfach gegeben. 2015 habe ich beschlossen, es in der Kunst zu versuchen. Der damalige Präsident vom Werkbund, Curt Schnecker, wurde zu meinem Mentor. Ich habe ihm meine Arbeit gzeigt, um seine Expertenmeinung zu hören. Er hat mich gefragt, mit welcher Hand ich zeichne, dann hat er meine rechte genommen. „Wissen Sie, was das ist? Da drinnen ist eine Linie und das hat nicht jeder.“

 

"Ich bin dankbar für diese Gabe –
dass es das Leben
letztendlich gut mit mir meint."

Tamara Kolb

 

Wie findest du deine Motive?
Meistens beim Spazieren. Es geht immer um Themen, die mich beschäftigen, um Emotionen. Es sind Märchen, die in Bildersprache sprechen, mit einem weiblichen Wesen als Protagonistin. Zu der Geschichte gehören Tiere und Pflanzen. Ich arbeite sehr gerne mit der symbolischen Pflanzensprache und Tierwelt. Die Bedeutung von Pflanzen ist in jedem Kulturkreis anders, aber ein Adler wird immer königlich, erhaben sein, ein Fuchs immer schlau. Lieber ist es mir, der Mensch findet sein Märchen selbst in der Geschichte. Ich finde, Kunst sollte in erster Linie etwas Heilendes bringen.

Suchst du bewusst nach Pflanzen, die zu deinem Thema passen?
Oft habe ich ein klares Bild vor mir, was die Protagonistinnen tun, die Gesten, die sie sich gegenseitig zuspielen. Dann überlege ich, welche Pflanze dazu-passt. Die herausforderndste war ein blühender Holler. Bei Blüte 70.000 habe ich aufgehört zu zählen. Aber er hat sein müssen – dann muss ich da halt durch.

 

In schier tausenden feinsten Linien gestaltet Tamara Kolb  fantasievolle Kreaturen mit flüsternden Botschaften. © Thomas Luef

In schier tausenden feinsten Linien gestaltet Tamara Kolb
fantasievolle Kreaturen mit flüsternden Botschaften.

 

Wie ist es im gemeinsamen Atelier?
Es geht darum, sich gegenseitig zu inspirieren und zu unterstützen. Wenn eine von uns mit einem Bild fertig wird, ist man viel motivierter, selbst auch fertig zu werden. Zur Ölmalerei habe ich etwa noch überhaupt keinen Zugang. Hier kann ich mit Marion reden, ihr zuschauen, und das nimmt die Hemmschwelle, es selbst zu probieren.

Hast du Pläne für die nächste Zeit?
Es wird sicher wieder etwas in der Bakerhouse Gallery geben. Sabrina schaut, ob dieses Jahr noch was in Wien passieren kann. Natürlich hat man auch seine Träume – vielleicht ergibt sich irgendwann eine Möglichkeit, meine Motive auf Porzellan zu bringen. Gerade ist viel im Geschehen, viel im Träumen. Das versetzt ja bekanntlich auch Berge.

 

Bild 220505_ME_TamaraKolb_4.jpg

Zur Person

Obwohl sie nach einem sehr fordernden Lebensweg erst vor wenigen Jahren in der Kunstwelt angekommen ist, übernimmt Tamara Kolb bereits eine immer bedeutendere Rolle in der Grazer Kunstszene.  In sechs Jahren war sie Teil zahlreicher Ausstellungen, seit 2019 ist sie Residentin der Bakerhouse Gallery.

www.tamarakolb.com

Bild 220505_ME_TamaraKolb_3.jpg
Künstlerin Tamara Kolb zeigt STEIRERIN-­Geschäftsführerin Nicole Niederl ihre Werke im DECASA-Salon.

Fotos © Thomas Luef