People | 28.04.2022
Cool am Eis
Ihr mittlerweile achtes WM-Gold durfte Simone Steiner (Verein: ESV Union Vornholz) vor Kurzem bei den Weltmeisterschaften in Südtirol mit nach Hause nehmen. Nach einem spannungsgeladenen Wettbewerb konnte sie sich im Bewerb Mixed Ziel Team mit einem Punkt Vorsprung gegenüber dem deutschen Team durchsetzen. Zudem gewann unsere Interviewpartnerin die WM-Silbermedaille in der Einzelwertung. Was ihr dabei so durch den Kopf ging? Wir haben nachgefragt.
Wie fühlt man sich vor so einem großen Event?
„Meistens bin ich relativ entspannt – aber ich arbeite auch mit einem Mentaltrainer zusammen gegen auftretende Nervosität“, erzählt die gebürtige Wenigzellerin. Auch das eine oder andere Ritual gebe es in ihrer Routine, das variiere von Wettbewerb zu Wettbewerb. Unbestreitbar seien die letzten Tage vor der WM aber sehr intensiv: die lange Anreise, zwei Stunden Training am Tag, Materialkontrolle, Eröffnungsfeier, ein Wiedersehen mit all den Menschen, die man im Zuge einer sportlichen Karriere kennenlernt. „Durch den gemeinsamen Antrieb bauen sich richtige Freundschaften auf“, sagt Simone Steiner. „Und man trifft sich immer wieder – das ist eines der schönsten Dinge für mich bei so einer Veranstaltung.“ Das liege auch daran, dass die Sportgemeinschaft des Eis- und Stocksports noch relativ überschaubar sei. „Seit Kurzem ist Eisstockschießen ja eine anerkannte olympische Disziplin, aber der Prozess, aber wann wir an den Spielen endlich teilnehmen können, weiß ich nicht“, sagt die Spitzensportlerin. Und mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: „Aber vielleicht lösen wir ja irgendwann Curling ab.“
Spaß am Eis
In der Zwischenzeit lässt Simone Steiner ihre Energie gerne in die Förderung des Nachwuchses und somit die Zukunft des Eisstockschießens fließen. Mit Rat und Tat steht sie der Jugend zur Seite – das wurde auch während ihrer fast dreijährigen Tätigkeit für den Verband deutlich, wo sie die Repräsentation ihres Sports in Schulen vorantrieb. „Wir haben gemerkt, dass viele Kinder und Jugendliche gar nichts vom Eis- und Stocksport wissen“, sagt Steiner. Man müsse früh ansetzen und das Interesse daran bestenfalls schon in den Turnunterricht integrieren. „Wenn die Kinder schon Spaß am Eis haben, möchten sie darin vielleicht besser werden.“ Wie war das bei der Medaillengewinnerin selbst? „Ich habe ja auch einen Zwillingsbruder und unsere Eltern haben uns nie unter Druck gesetzt.“ Die Freude am Sport und die innere Motivation seien für sie – neben viel Disziplin natürlich – weitere Schlüssel zum Erfolg gewesen. „Mein Papa hat immer gesagt, er fährt mit uns durch ganz Österreich, solange wir Spaß daran haben. Es war nie ein Muss.“ Sportlich sei sie schon immer gewesen, auch der Bezug zur Natur habe sie früh geprägt. Das Eisstockschießen selbst sei ihr früher eher als männerdominiertes Hobby erschienen. „Und vor allem mit Alkohol in Verbindung.“ Dass es bei der Sportart gar nicht auf das Geschlecht und Körperkraft, sondern auf Koordination, Gefühl und Technik ankomme, habe sie bald erkannt. Als ernstzunehmende Sportlerin hat sie sich mittlerweile enormen Respekt erarbeitet – hin und wieder lande sie aber nach wie vor in Situationen, wo sie Männer ungläubig zurücklasse. „Manche sind nach wie vor gefrustet, wenn sie von einer Frau besiegt werden, aber das Klischee wird langsam aus dem Weg geräumt – weil auch Frauen hier Höchstleistungen erbringen.“
Ein besonderer Abend
Apropos: Als Gewinnerin der STEIRERIN AWARDS hat Simone Steiner auch ihre Fans zu Höchstleistungen angespornt. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass ich die Trophäe bekomme – die Freude bei der Gala war dann umso größer“, lächelt sie. „Das gibt mir nicht nur Wertschätzung für mein Tun, sondern zeigt auch, welch großartige Community ich hinter mir habe.“ Abgesehen von ihren sportlichen Erfolgen als Siegerin hervorzugehen, habe sie sehr geehrt. Was ihre Fans wohl so an ihr schätzen, um sie derart zu unterstützen? „Oh, schwierig zu beantworten“, lacht die sympathische Sportlerin und überlegt. „Vielleicht ist es die Hingabe und Einsatzfreude, mit der ich den Sport betreibe? Das kann ich mir vorstellen. Und dass ich auch versuche, allen etwas zurückzugeben, die sich für Eisstock interessieren.“
Zur Person:
Die Wenigzellerin Simone Steiner (26) brilliert als Welt- und Europameisterin seit Jahren im nationalen und internationalen Eisstocksport. Bei den STEIRERIN AWARDS 2021 konnte sie die Kategorie „Die Sportliche“ für sich entscheiden.
Zurzeit studiert sie an der FH Burgenland – Bachelorstudiengang Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung – und absolviert dafür gerade ihr Praktikum.