People | 23.02.2022
Umwelt = Kopfsache
Es ist ein Thema, das im Verlauf der letzten Jahre immer mehr an Aufmerksamkeit gewonnen hat – im Angesicht des aktuellen (sozialen) Klimas so allgegenwärtig wie noch nie zuvor: die Umwelt und die damit einhergehende Frage, wie man diese schonen oder auch retten kann. Eine Frage, mit der sich Eco-Consultant und Psychologin Anna Pribil inzwischen hauptberuflich auseinandersetzt und dabei sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen auf ihrem Weg zu einem minimierten ökologischen Fußabdruck Hilfe leistet.
STEIRERIN: Wie haben Sie Ihren Weg zur Umweltpsychologie und Beratung gefunden?
Anna Pribil: 2017 habe ich mein Masterstudium Psychologie an der Universität Graz abgeschlossen. In diesem Zeitraum habe ich nicht nur das Ende meiner Masterarbeit, sondern auch die Geburt meiner Tochter gefeiert, was mich dazu verleitet hat, mich intensiver mit der Thematik der Klimakrise zu beschäftigen. Das hat die Frage aufgeworfen: In welcher Welt wird meine Tochter einmal leben? Nach meinem intensiveren Selbststudium und einigen Fortbildungen habe ich mein derzeitiges Studium „Global Studies“ in Graz begonnen, das sich mit der Findung globaler Lösungen für globale Probleme befasst.
Welche sind die größten Herausforderungen für Unternehmen in der Umstellung zu einem nachhaltigeren Betrieb?
Am schwierigsten gestaltet es sich für größere Betriebe vor allem, die wesentlichen Dinge zu identifizieren. Oft verzetteln sie sich in Kleinigkeiten. Sie beginnen mit Abfalltrennung, was auch wichtig ist, wenn aber beispielsweise die Lieferketten ein größeres Problem darstellen. Da bedarf es einer guten Wesentlichkeitsanalyse und eines guten CSR-Managements. Bei kleineren Unternehmen ist es meist der Kostenaufwand der Beratung und Umstellung oder aber das Zertifizieren mit einem Siegel, was sich als großer Kostenpunkt gestaltet. Aber, wenn man Energie einspart, den Wasserverbrauch oder die Heizkosten reduziert und Abläufe effizienter gestaltet, rentiert sich der Prozess auch monetär.
Worauf können unsere LeserInnen im Alltag achten und was wird häufig übersehen?
Einzelverantwortung versus Politik: Der größte Schritt ist der Mindset-Shift, der Wechsel von einem Verzicht zu einem Fülldenken, von Scarcity- zu Abundance-Denken. Dabei hilft eine eigene Wertanalyse. „Was ist wirklich wichtig in meinem Leben? Was gibt mir ein gutes Gefühl und warum?“ Dafür kann man sich z. B. ein Dankbarkeitstagebuch zulegen. Wichtig ist mir aber auch, zu erwähnen, dass Nachhaltigkeit sehr stark individualisiert wird, wenn doch mehr Druck auf Konzernen oder generell der Politik liegen müsste. Flüge sind immer noch günstiger als die Bahn. In Sachen Infrastruktur mangelt es ebenfalls in vielerlei Hinsicht. Aber das befreit uns nicht von der Einzelverantwortung, siehe Bottom-up-Effekt: wenn seitens der Bevölkerung Druck nach oben ausgeübt wird, zum Beispiel durch die Arbeit innerhalb aktivistischer Gruppen.
Das wird häufig übersehen: Oft liegt der Fokus nicht auf dem Grundsätzlichen. Wie ein Wechsel zu Ökostrom: Im Stromsektor passiert einiges an Green-Washing, ebenso wie im Banksektor. Daher zahlt es sich aus, zu einer ethischen Bank zu wechseln, die nicht nur die gewinnbringendsten Projekte annimmt, sondern in nachhaltige Projekte investiert oder Mikrokredite an umweltfreundliche Projekte vergibt.
Die Konsum-Spirale: Unser Konsumverhalten ist ein psychologisches Phänomen. Beim Kauf werden Endorphine ausgeschüttet, dann wird ausgemistet und wir befreien uns von altem Ballast, um Platz für Neues zu machen. Diese Art von Kreislauf oder Spirale gilt es aufzubrechen, indem man hinterfragt, was neu verwendet, ausgeliehen oder Secondhand gekauft werden kann. Ist ein Neukauf dennoch nötig, kann man sich an drei Kriterien orientieren: Ist das Produkt fair, ökologisch und/oder möglichst regional produziert worden?
Was würden Sie unserer Leserschaft noch gerne auf ihren Weg mitgeben?
Niemand ist perfekt. Man muss nicht von Anbeginn an alles verändern, sonst gibt man auch aus psychologischer Sicht leichter auf. Feiert stattdessen die kleinen Erfolge und beginnt dort, wo es euch am leichtesten fällt. Jeder Schritt zählt. Wenn man seine freudigen Erlebnisse zudem mit seinen Liebsten teilt, ohne dabei Druck auf diese auszuüben, wirkt das häufig wie ein Dominoeffekt, weil es zum Denken anregt und Bewusstsein schafft. Erzählt von euch selbst und den positiven Veränderungen in eurem Leben, dann wird es leichter angenommen. Auch so könnt ihr Gutes tun.

Eco-Consultant, Psychologin und STEIRERIN-AWARD-Gewinnerin: Das ist Anna Pribil!