People | 15.12.2021
Spielerisch zum Erfolg

Zur Person:
Clemens Berndorff, 1982 in Graz geboren, wuchs in Deutschlandsberg auf. Erste Schauspielerfahrungen sammelte er als Jugendlicher im nahen Theaterzentrum. Bekannt ist Berndorff u. a. aus Produktionen wie „Spuren des Bösen“, „Stadtkomödie: Geschenkt“ oder „Altes Geld“.Seit kurzem ist er in der neuen ORF-Serie „Familiensache“ zu sehen.

Man glaubt schon fast, die Straße geht nicht mehr weiter, und doch schlängelt sich ein kleiner Schotterweg durch den Wald, an dessen Ende ein Haus aus dem 15. Jahrhundert idyllisch in die Landschaft eingebettet liegt. Es ist der persönliche Rückzugsort von Schauspieler Clemens Berndorff, an dem er mit Freundin Anna Rieser – ebenfalls Schauspielerin – so oft wie möglich seine Zeit verbringt. „Hier hört man maximal die Grillen zirpen und das Bacherl rauschen – ideal zum Runterkommen“, erklärt der gebürtige Steirer, der aktuell in Wien wohnt.
Mit dem Satz „Du bist so lästig!“ begann deine Schauspielkarriere. Erzähl uns mehr darüber.
Clemens Bermdorf: Ja, das hat meine Mutter damals zu mir als Jugendlicher gesagt. Ich war wohl als künstlerischer Mensch in der Handelsakademie nicht ganz richtig aufgehoben. Sie gab mir dann den Tipp, zum persönlichen Ausgleich doch das Theaterzentrum Deutschlandsberg auszuprobieren. Und da ich schon immer ein guter Klassenkasperl war – am liebsten habe ich Szenen aus „Muttertag“ von Regisseur Harald Sicheritz nachgespielt –, dachte ich mir, warum nicht?
Kannst du dich noch an eine erste Rolle erinnern?
Sehr gut sogar – Mr. Morris in Dracula. Es war schrecklich. Ich dachte, je mehr ich mit dem Gesicht mache, umso lustiger ist es. Das Regie-Urgestein Horst Schirgi, der das Stück damals inszenierte, meinte nur: „Eh schön, dass du viel Ausdruck zeigst, aber es ist einfach zu viel.“ Danach ging mir dann aber langsam der Knopf auf.
Was ist für dich das Schöne an der Schauspielerei?
Dass man Leute berührt, Leute zum Lachen, zum Nachdenken, zum Weinen bringt. Ich mache das nicht für mich, um damit reich und berühmt zu werden. Der Erfolg ist ein schönes Nebenprodukt. Es geht einfach darum, andere Menschen glücklich zu machen, mit dem, was man tut.
Gibt es typische Rollen, die zu dir passen?
Ich bin prinzipiell in der Komödie gut zu Hause, aber wurde auch sehr oft schon als Bösewicht besetzt. Relativ neu sind Rollen als Familienvater. Das liegt wohl an meinen ersten grauen Haaren (lacht). Generell macht es mir einfach Spaß, so verwandlungsfähig wie möglich zu sein. Ich habe auch kein Problem, für eine Rolle runterzuhungern oder mir einige Kilos raufzufressen.
Wärst du nicht Schauspieler geworden, wärst du …?
Rennfahrer. Aber das zu werden ist wahrscheinlich noch schwieriger, als Schauspieler zu werden. Eines meiner Ziele ist jedoch, einmal am Histo Cup, eine europäische Rennserie mit Old-timern, teilzunehmen.
Hast du prinzipiell eine Passion für Altes?
Absolut. In meiner Freizeit schraube ich gerne an meinem alten Jaguar aus den 80ern. Und auch dieses Haus auf der Hebalm, das ich gemeinsam mit meiner Freundin Anna und meiner Mutter Step by Step renoviere, zählt zu meinen großen Leidenschaften. Als meine Mutter das Haus Ende der 70er übernahm, hatte es nicht mal eine Tür – Hinterholz 8 lässt grüßen. Wichtig ist es uns, beim Renovieren den alten Charme zu erhalten.
"Ich mache das nicht, um reich und berühmt zu werden.
Der Erfolg ist ein schönes Nebenprodukt."
– Clemens Berndorff
In der neuen ORF-Comedyserie „Familiensache“ spielst du den Flo. Wie ist deine Rolle so?
Der Flo ist schon seit Ewigkeiten der beste Freund vom Andi, dem Hauptdarsteller, der ein voller Familienmensch ist. Ich hingegen bin eher der Gegenentwurf mit wechselnden weiblichen Bekanntschaften, der den Andi zu allerlei Blödsinn verleitet – vor allem im Baumarkt. Fettnäpfchen und Fauxpas gibt es da natürlich zur Genüge.
Würdest du dich im Privaten eher als Familienmensch bezeichnen?
Anna und ich haben zwar noch keine Kinder, aber Familie ist mir prinzipiell sehr, sehr wichtig.
Du hast früher viel am Theater gespielt, aktuell bist du vermehrt in TV und Kino-Produktionen zu sehen. Was ist der große Unterschied?
Im TV fehlt dir das Unmittelbare, der Kontakt zum Publikum. Das geht einem schon ab. Trotzdem macht die Arbeit für Fernsehen und Kino auch extrem viel Spaß.
Glaubst du, es ist aktuell schwerer, Schauspieler oder Schauspielerin zu werden?
Leicht ist es sowieso nie. Die Coronasituation hat es aber noch einmal erschwert. Vor allem Absolventen, die gerne an ein Theater wollen, haben es aktuell sehr schwer, da viele Spielpläne aus der letzten Spielzeit erst jetzt nachgeholt werden.
Welchen Tipp würdest du anstrebenden Jungschauspielern mit auf den Weg geben?
Durchbeißen, Geduld haben und an sich selbst glauben.
