People | 01.03.2021
Realität vor Idealen
Im Jahr 2019 wurde die Hartbergerin zur Miss Styria, dann zur Miss Austria gekrönt. Im Sommer hätte eigentlich ihre Nachfolgerin gewählt werden sollen – doch aufgrund des chaotischen letzten Jahres ist selbst die Misswahl 2021 bislang noch ungewiss. Larissa Robitschko durfte ihre Rolle so auf verschiedene Weisen erkunden und konnte sich auch privat weiterentwickeln. Was die schönste Frau Österreichs über Schönheit zu sagen hat und wie es nach ihrer Missen-Zeit weitergeht, erzählt sie im STEIRERIN-Interview.
Wer bist du zu Hause?
Daheim bin ich niemand anderes als unterwegs. Natürlich tausche ich High Heels gegen Kuschelsocken, aber ich bin derselbe Mensch. Für mich stehen in allen Lebensbereichen Herzlichkeit und Menschlichkeit im Vordergrund. Daher versuche ich alle, die es interessiert, beispielsweise auf sozialen Medien auch in mein privates Leben mitzunehmen und einen Blick hinter die Kulissen zu geben. Gerade in Zeiten wie jetzt bekommt man viel vom Leben anderer nur online mit.
Was, denkst du, macht Social Media mit dem Selbstbild?
Ich habe die Befürchtung, dass gerade jüngere Frauen oft an Idealen festhalten, die sie in sozialen Medien sehen, jedoch nicht der Realität entsprechen. Ehrlich gesagt poste ich auch lieber ein Foto, das mir richtig gut gefällt, anstatt eines, mit dem ich mich nicht wirklich wohlfühle. Dennoch ist es wichtig, sich möglichst natürlich zu zeigen und so als Vorbild zu agieren. Aus diesem Grund kann man mich auf meinem Profil oft ungeschminkt, auch verschwitzt vom Sport und ohne Filter sehen. Soziale Medien sind großartig, um sich zu vernetzen und auszutauschen, man muss sie aber bewusst konsumieren.
Was bedeutet für dich, „rundum glücklich“ zu sein?
Die Corona-Krise hat nicht nur mir, sondern sehr vielen Menschen gezeigt, dass vor allem Gesundheit, Familie und soziales Umfeld bedeutende Faktoren für das eigene „Glück“ sind. Vieles, das zuvor selbstverständlich war, ist nun etwas Besonderes. Ich denke da an Umarmungen mit den Großeltern oder Zeit mit Freunden im „echten Leben“.
Wie gehst du mit den Schönheitsidealen unserer Gesellschaft um?
Schönheit im stereotypischen Sinn hat meiner Ansicht nach ganz viel mit Zeitaufwand zu tun. Je mehr Zeit man sich für Sport und gesunde Ernährung einteilt und je besser man sich mit Trends, Outfits und anderen äußeren Faktoren auseinandersetzt, desto eher kann man sein Äußeres an die jeweils geltenden Schönheitsideale angleichen. Am Ende zählt aber nur, dass man sich in seinem Körper wohlfühlt und einfach rundum glücklich ist.
Du hast in deiner Missenzeit zwei Extreme erlebt, oder?
Als ich zur Miss Austria gewählt worden bin, durfte ich gefühlt rund um die Uhr an vielen unglaublichen Veranstaltungen teilnehmen. Teilweise wusste ich gar nicht, wie ich alles unter einen Hut bekommen soll. Im Jänner und Februar 2020 durfte ich noch absolute Highlights der damaligen Ballsaison wie den Opernball, die Opernredoute oder den Steirerball eröffnen, kurz darauf kam auf einmal dieses ganz andere Leben. Ich hatte das Gefühl, dass plötzlich alles steht. Doch ich habe für mich gelernt, dass man diesen Stillstand auch nutzen kann, vor allem für persönliche Weiterentwicklung und die engste Familie. Grundsätzlich will ich aber schon in eine Zeit zurück, wo man Pläne nicht nur endlos schmieden, sondern auch umsetzen kann, vor allem auch aus beruflicher Sicht.
Wie wird dein Jahr 2021?
Derzeit bin ich als Praktikantin beim ORF, genauer gesagt beim Vorabend-Magazin „Studio 2“. Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung. Es ist eine großartige Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken, und damit auch ein großer Schritt in die Medienwelt, um meinem Traumberuf der Moderatorin ein bisschen näherzukommen. Die Zeit wird zeigen, was 2021 alles möglich sein wird und welche Träume noch in Erfüllung gehen können.
Apropos „Zeit“: Du beschäftigst dich sehr mit diesem Thema.
Das Jahr 2020 hat mein Leben schon ein bisschen auf den Kopf gestellt und ich habe bemerkt, dass „Zeit“ eigentlich in jedem Lebensbereich ein wichtiger Faktor ist: Zeit mit der Familie, Zeit für sich selbst oder Zeit, um über seine Ziele nachzudenken. Ich habe für das heutige Interview vier Tipps für den Umgang mit Zeit mitgenommen, die ich gerne teilen würde. Vielleicht helfen sie ja jemandem.
4 Tipps von Miss Austria Larissa Robitschko, um Zeit besser zu nutzen

Schreiben
Ich habe angefangen, einzelne Momente, Gefühle oder auch Leistungen, auf die ich stolz bin, aufzuschreiben. Während des Schreibens reflektiert man gleich, erkennt vielleicht neue Blickwinkel (auch auf negative Gedanken) und in einigen Jahrzehnten freut man sich beim Wiederentdecken der Erinnerungen.

Vision Boards
Mir ist es sehr wichtig, dass ich weiß, warum ich Zeit in bestimmte Tätigkeiten investiere. Ich frage mich immer wieder, welche Träume ich noch erreichen möchte und wie diese vielleicht Realität werden können. Als Alternative zu klassischen Neujahrszielen eignen sich sogenannte Vision Boards. Kurz gesagt, werden dabei Ziele mit Bildern dargestellt.

Bildschirmzeit
Soziale Medien werden oft nur passiv genutzt. Deshalb habe ich mir vorgenommen, dass ich jedes Mal, wenn ich Apps wie Instagram öffne, zumindest einen Kommentar oder eine Nachricht hinterlasse. Damit nutze ich meine Zeit aktiv, um mit den Menschen hinter den Bildschirmen in Kontakt zu treten.

Freude/Frust-Liste
Immer wieder schreibe ich alle Aktivitäten meines Alltags auf – auch Tee kochen oder To-do-Listen schreiben. Dann überlege ich, welche Dinge mir Zeit rauben und welche mir Freude bereiten. Die „Zeiträuber“ versuche ich bewusst zu limitieren, die Punkte auf der Liste, die mich glücklich machen, baue ich – sooft es geht – in mein tägliches Leben ein.