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People | 27.01.2020

Lebe einzigartig!

Bei der Pro-Sieben-Show „Queen of Drags“ glänzte Samantha Gold mit Glam und Persönlichkeit. Die STEIRERIN hat die Queen in ihrer Heimat in der Steiermark besucht.

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Fotos: Mia’s Photoart, ProSieben, Marko @zlouma Zlousic

Es ist die Verwandlung in eine zweite Persönlichkeit, die eine Welt voller Gold, Glitzer und Glamour offenbart. Für Bernd keine Metapher, sondern Realität: Als Dragqueen Samantha Gold verzaubert er in der Hamburger Bar der legendären Olivia Jones sein Publikum mit Gesang und Comedy und der warmherzigen Seele einer großen Diva. Als er für eine Show in Graz zurück in die Heimat kommt, besuchen wir ihn in seinem Elternhaus. In wunderschön authentischer Atmosphäre spüren wir selbst die Magie der Verwandlung: Eine Idee, die aus der Kraft vieler Menschen, die an sie glaubten, zur Wirklichkeit geworden ist. Im lockeren Gespräch erzählt uns Bernd von Samantha.

 

"Finde dich selbst und mach genau das, was du willst. Sei einzigartig.", Samantha Gold (Bernd)

 


Familie am Start

Die Karriere als Dragqueen verdankt Samantha der Familie: Bei einer Mottoparty verkleidete sich die ganze Familie als das andere Geschlecht. Da sah Bernd zum ersten Mal, wie gut er sich in der neuen Rolle fühlte. „Dann hat mein Opa zu mir gesagt, dass ich so gut ausschaue – das war schon etwas Besonderes für mich, dass alle hinter mir stehen.“ Das Sprungbrett bot der Tuntenball in Graz. Für die Veranstaltung entstand erst ein Spaßprojekt: Ehemann Johannes schneiderte Kleider, gemeinsam überlegten sie sich den Charakter „Samantha“. Am Ball wurde dann völlig unerwartet die Jury auf ihn aufmerksam – und auf einmal stand er um Mitternacht auf der Bühne und wurde zur Miss Tuntenball gekürt: der Start für ein ganz neues Leben. In Hamburg, wo es das Paar hinverschlagen hatte, bekam Samantha einen Job bei der legendären Dragqueen Olivia Jones. Den hat sie bis heute – ein Karrieretwist, der alles andere als geplant war, aber besser nicht passen könnte.


Samantha Gold

Mit Samantha wollte Bernd eine Persönlichkeit erschaffen, die der Welt des Glitzers und Glamours entspringt, mit pompös auffälligen Kleidern und fast divenhaftem Auftreten à la Mariah Carey. Der Zweitname „Gold“ verkörpert diese prunkvoll anmutende Welt. Der Name Samantha verweist auf keiner geringeren als Samantha Jones aus Sex and the City. Trotz der schillernden Rolle sollte sie aber noch nahbar sein, ein großer Star zum Angreifen sozusagen: Samantha ist zugänglich, redet gerne mit Menschen und erfährt dabei unglaubliche Geschichten. Nach ihren Shows fungiert sie als Seelsorgerin und Beraterin. „Als Bernd würde man mir nicht viel erzählen, als Samantha kann ich so viel mehr machen.“ Ihre Shows sind so anregend persönlich wie ihre Rolle. Anstatt des typischen Lipsyncs singt sie meist selbst, dazu integriert sie Comedy und Kabarett. Das macht sie noch individueller: „Man gibt mehr von sich preis – und ich tue es gern.“

Impressionen

Queen of Drags

Für die Produktion der neuen Casting-Show „Queen of Drags“, die derzeit auf Pro Sieben ausgestrahlt wird, flog Samantha im Herbst nach L.A. Hier kämpften zehn Queens um den Titel der besten Dragqueen der DACH-Region – als einzige Österreicherin eine besondere Ehre. Ihre Interpretation des Mottos Zukunft kam bei der Jury leider nicht so gut an und Samantha musste die Show in der zweiten Folge verlassen. Kritisiert wurde auch, dass sie flache Schuhe trug. „Wer hat schon immer nur High Heels an?“, lacht Bernd beim Interview. Die Erfahrung jedenfalls war unglaublich: In der Villa, in der die 10 Dragqueens über den Zeitraum der Produktion hausten, wurde rund um die Uhr gefilmt. Teilweise stand man schon um 4:00 Uhr morgens auf, um sich zu Schminken, dann wurde direkt weitergedreht. „Egal was du machtest, immer waren Kameras dabei – von früh bis spät. Das ist enormer Druck, aber eine spannende Erfahrung.“


Das ist Drag

Für Bernd öffnet sich als Samantha eine ganz andere Welt. „Drag ist für mich Kunst, Verwandlung. In eine andere Person zu schlüpfen, sich selbst zu verwirklichen und dadurch Menschen zu erreichen. Etwas zu verändern.“ Drag wird oft belächelt, so Bernd, doch wenn man sich wirklich auf andere einlässt und nahbar ist, dann ist es Kunst. Samantha ist eine Kunstfigur und doch in ihrem Wesen so real, wie sie nur sein könnte. Für Drag gibt es keine Vorschriften, es bedeutet nicht „Mann verkleidet sich als Frau“. Das sei schließlich auch das, was Drag ausmache: das Anders-Sein, das Spiel mit der Verwandlung, die Verschmelzung von Stereotypen und Genderrollen in eine ganz neue, individuelle Persönlichkeit.


Jeder ist einzigartig

Samantha ist eine Plus-Size-Queen, so Bernd, und das sei gut so. „Ich mag es nicht, wenn mir Leute ständig sagen, dass ich zu dick bin. Bodyshaming sollte keinen Platz haben, das ist mir ganz wichtig.“ Wenn es für einen selbst okay ist, so meint er, dann sollte es für alle okay sein. Als Queen haben sich seine Rundungen sogar zu seinem Markenzeichen entwickelt: Samantha spielt bewusst mit ihrem Körper, setzt die natürlichen Rundungen gekonnt ein. „Ich zeige eben allen, wie toll ich aussehen kann. Und ich sehe mega aus auf der Bühne“, schmunzelt er.
Egal ob man nun mehr oder weniger Kilos hat: „Zeig dich, sei du selbst, geh auf die Bühne, tu was du liebst und lebe es. Ich habe kein Problem mit mir. Wenn andere eines haben, dann sollen sie eben. Im Grunde ist das doch egal.“ Samanthas Motto steht genau dafür: dass jeder einzigartig ist, egal wie man aussieht und wo man herkommt. Dass jeder genau so akzeptiert werden soll, wie er oder sie ist. Sie verkörpert Akzeptanz, strahlt Selbstsicherheit aus und steht für ganz viel Liebe in der Welt. Das schätzen auch ihre Fans an ihr.
„Jeder soll sein Ding machen. Finde dich erst selbst und mach dann genau das, was du willst. Lass dir nichts einreden – das ist ganz wichtig. Wenn du dich wohlfühlst, dann geh da raus und hab Spaß – auf der Bühne, im Leben. Sei einzigartig.“