Lifestyle | 28.02.2023
Re-Loved Revolution
Viele Menschen denken um: Sie sanieren und modernisieren lieber, anstatt neu zu bauen. Weil es sich als schwierig herausstellt, das passende Grundstück zu finden. Weil es zusätzliche Hürden bei der Kreditvergabe gibt. Weil sie dem Haus, an dem der Zahn der Zeit nagt, eine zweite Chance geben wollen. Weil es attraktive Förderungen gibt. Weil die Lage im Grünen mehr überzeugt als die Nähe zum physischen Arbeitsplatz. Weil sich dank kreativer Planer Bungalow oder Bauernhaus bis hin zum Heustadl auch mit moderner Architektur vereinen lassen. Weil damit weniger grüne Wiese versiegelt wird. Weil manche das Mehrgenerationenwohnen wieder neu entdecken. Weil ausgediente Möbelstücke ein Mehrfachleben verdient haben und Wegwerfen immer uncooler wird. Die Gründe sind so vielfältig wie individuell.
Re-loved Revolution. „Wiederverwerten liegt im Trend – auch in der Möbelbranche. Möbelstücke erhalten immer öfter ein zweites, drittes oder viertes Leben“, hat die Trend- und Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut auf der Suche nach den wichtigsten Wohntrends für den „Wohnreport 2023“ herausgefunden. Sie nennt diese Entwicklung „Re-loved Revolution“. Es handle sich um eine neue Wertschätzung, die sich in der Möbelbranche etabliere. Aus Altem Neues zu machen, entfalte nicht nur großes Kreativitätspotenzial und spare Geld, sondern sei vor allem nachhaltig. Ob der von der Großmutter geerbte Sessel oder der uralte, etwas beschädigte Tisch: vom Upcycling über Uppainting bis hin zur Miete des langersehnten Möbelstücks ist vieles möglich. Es ermöglicht uns, den individuellen Stil zu leben, hohe Flexibilität zu erreichen und die Chance, sich stetig neu zu entfalten. Beim Blick auf die aktuelle Situation bestätigt sich für die Zukunftsforscherin: In Zeiten von Rezessionen werden Secondhand und Reselling zunehmend wichtiger. Ihre Trendprognose: Umweltbewusstsein als Lebensprinzip setzt sich durch.
Eigenheim reloaded: vom Hof bis zur Halle. Ein Blick auf die Architekturlandschaft verstärkt das Gefühl, dass nicht nur Möbel, sondern ganze Häuser von der „Re-loved Revolution“ erfasst werden. Wie die kreative Bandbreite des Schaffens von Architektinnen und Architekten auf diesem Gebiet aussehen kann, davon konnte man sich zuletzt bei der Vergabe des OÖ. Holzbaupreises 2022 ein Bild machen. Unter den Beispielen gelungener Umsetzungen in der Kategorie „Umbauten, Zubauten und Renovierungen“ findet sich der revitalisierte Hof im Wechselspiel von Alt und Neu genauso wie die Stahlhalle, die zum Einfamilienhaus umfunktioniert wurde und Nachhaltigkeit subtil auf den Punkt bringt.
Wer sich genug mit Inspirationen eingedeckt hat, kann das „Eigenheim reloaded“ nun selbst in Angriff nehmen. Bevor es ans Eingemachte geht, lohnt sich eine Begriffsklärung. Was bedeutet eigentlich Sanierung? Und was unterscheidet sie von der Renovierung?
Sanierung, Renovierung – eine Begriffsklärung. Beim Sanieren geht es an die Substanz. In seiner ursächlichen Bedeutung hat es mit Gesundmachen und Heilen zu tun, während bei der Renovierung hauptsächlich außen sichtbare Schäden beseitigt werden. Vom Modernisieren wiederum spricht man, wenn nicht nur optische Verschönerung im Vordergrund steht, sondern auch der Bauzustand verbessert werden soll. Soll das Haus einer Verjüngungskur unterzogen werden oder treten bereits sichtbare Schäden wie Risse im Putz, feuchter Keller, Schimmel oder undichtes Dach auf, lautet die Devise „besser früher als später“. Wird die Nutzfläche erweitert oder die Raumaufteilung verändert, kommt es zu Aufstockung, Anbau, Dachgeschoßausbau, Einbau von Badezimmer oder Mauerdurchbrüchen, fällt das ebenso unter den Sanierungsbegriff. Egal wie klein oder groß der Eingriff wird, ob es sich um Heizungstausch, Umbau bis zur Entkernung oder eine Komplettsanierung handelt – Sanierungsarbeiten erfordern Fachwissen. Deshalb ist es ratsam, immer Experten hinzuzuziehen. Um gut in das Projekt zu starten, sollte vor Beginn eine Analyse des bautechnischen und energetischen Zustandes des Gebäudes veranlasst werden.
5-Schritte-Plan oder alles auf einen Schlag. Nach etwa 20 bis 30 Jahren treten bei Häusern erste Alterserscheinungen auf. Als Faustregel gilt: Die jährlichen Heizkosten dividiert durch die Quadratmeteranzahl der beheizten Fläche. Ist der Wert größer als 20 Euro/m2, sollte man Wärmedämmmaßnahmen setzen. Eine umfassende Sanierung auf einen Schlag ist meist die beste Lösung. Es können aber auch schrittweise einzelne Maßnahmen gesetzt werden. Empfehlenswert ist dann folgende Reihenfolge: erstens, obere Geschoßdecke dämmen. Zweitens, Fenster sanieren oder tauschen. Drittens, Kellerdecke dämmen. Viertens, Außenwände dämmen. Fünftens, Heizung sanieren.
Eine Sanierungswelle in Gang zu setzen, liegt nicht zuletzt im Interesse des Klimaschutzministeriums. Mit der Klimaneutralität 2040 hat sich Österreich klare Ziele gesetzt. Was die Gebäude in Österreich betrifft, heißt das: „Die Mehrheit der Gebäude, in denen wir 2040 wohnen und arbeiten werden, steht bereits“, macht das Klimaschutzministerium bewusst. Diese Gebäude klimaverträglich und zukunftsfit zu machen, sei eine enorme Herausforderung. Deshalb wurden Anreize in Form von Förderungen ins Leben gerufen.
Raus aus Öl und Gas: Förderungen und Wissenswertes. Die richtige Sanierung hilft, Energieeffizienz zu steigern und Energiekosten zu senken. So wird auch die Sanierungsoffensive des Bundes 2023 weiter fortgesetzt. Die Förderungsaktion unterstützt sowohl die thermische Gebäudesanierung („Sanierungsscheck“) als auch den Heizkesseltausch („raus aus Öl und Gas“) auf klimafreundliche Alternativen wie Fernwärme-Anschluss, Biomasseheizung oder Wärmepumpe. „Jedes gut gedämmte Haus und jede getauschte Heizung ist ein wichtiger Beitrag für unsere Energieunabhängigkeit. Deswegen erhöhen wir die Förderung für die Sanierung deutlich“, sagt die zuständige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. 2023 bringe höhere Förderungen für die thermische Sanierung. Hier steigen die Fördersätze von maximal 30 Prozent auf maximal 50 Prozent. Auch die Summen der Sanierungspauschalen des Bundes werden angehoben. Insgesamt beinhaltet der Fördertopf bis 2026 fast zwei Milliarden Euro. Zusätzliche Fördermittel stellen die jeweiligen Bundesländer bereit. Weiterhin gültig bleibt auch der „Raus aus Gas“-Bonus. Wer seine Gasheizung auf ein klimafreundliches Heizsystem tauscht, erhält 9.500 Euro Bundesförderung. Einen Überblick zu aktuellen Förderungen gibt es unter www.umweltfoerderung.at sowie unter kesseltausch.at.
Beratungsstellen in Oberösterreich. Weitere Informationen in Sachen Sanierung finden sich unter www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren/sanierung. Ganz aktuell sind bei der webuild-Energiesparmesse im März in Wels, wie auch bei den Energieberatungsstellen des jeweiligen Bundeslandes, die besten Tipps rund um energieeffizientes Bauen, Wohnen, Sanieren und Energiesparen zu erfahren. In Oberösterreich beim OÖ. Energiesparverband unter www.energiesparverband.at oder unter Tel. 0800/205206 (Energiespar-Hotline). Dort ist auch ein Leitfaden für die Förderungen von Photovoltaikanlagen in Oberösterreich abrufbar (www.energiesparverband.at/photovoltaik) – für alle, die in Zukunft ihren Strom aus der Sonne generieren möchten.
Mit innovativen Ideen und Best-practice-Beispielen, dem Fachwissen von Experten und finanzieller Unterstützung durch Förderungen sollte dem Sich-Wieder-Verlieben in das eigene Haus im Sinne einer „Re-loved Revolution“ nichts im Wege stehen.