Lifestyle | 01.03.2023
Tuning für Körper & Geist
Sich besser fühlen, gesünder sein und vor allem schneller und optimierter im stressigen Alltag funktionieren. Es gibt so einige Stellschrauben, an denen wir drehen können, um uns selbst zu verbessern. Biohacker etwa greifen systematisch in ihre eigene Biologie ein und machen aus Gesundheits-Hacks gute Gewohnheiten. Es geht darum, die beste Version aus sich selbst zu machen, und dazu muss man wissen, was einem guttut, wie man selbst besser funktioniert und auf welche Methode der eigene Körper überhaupt anspricht.
Der amerikanische Biohacker und „Lifestyle-Guru“ Dave Asprey beschreibt Biohacking so: „Es ist die Kunst und Wissenschaft, die Umgebung um einen herum und in einem zu verändern, sodass man die volle Kontrolle über seine Biologie gewinnt.“ Es geht also immer um einen selbst. Und um die Umwelt um einen herum. Nur wenn wir den Zusammenhang verstehen, werden wir bewusst Einfluss nehmen und eine Balance beider schaffen können, um ein längeres und gesünderes Leben zu genießen.
Alles auf neu
Der Schlüssel dazu sei, das körpereigene Programm zu ändern. Selbsternannte Biohacker versuchen also ähnlich wie ein Hacker, der ein Computerprogramm verändern will, das körpereigene Programm durch Reize zu optimieren – etwa durch eine Fastenkur bei intensivem Sport. Es soll die extreme Ausreizung sein, die unsere Gene in einen anderen Funktionszustand bringt. Verbessern lassen sich nicht nur Wohlgefühl und Gesundheit, sondern auch unser Schlaf. Als Selbstoptimierungs-Tool fungieren zum einen Schlaflabore, danach neue Gewohnheiten für bessere Nächte. Und dann gibt es noch die Selbstoptimierung mit Licht. Das Grazer Start-up „Luminousred“ etwa greift mit dieser Idee gezielt in die Optimierung unserer Langlebigkeit ein. Bestimmte Wellenlängen des Lichts sollen Zellen positiv beeinflussen und dadurch nachhaltig unsere Gesundheit forcieren. „Die Photobiomodulation ist ein spezifisches Spektrum des Lichts im Nanometerbereich 600 bis 900. Einerseits haben wir hier das rote Licht, das die Haut einen Millimeter tief penetriert und Haut- wie Haarwachstum unterstützt. Die andere Seite des Spektrums ist das nahinfrarote Licht, das tief bis ins Gewebe, bis zu den Zellen aufgenommen wird und bei Muskelerholung, hormoneller Balance, gesteigerter körperlicher sowie geistiger Resilienz und Schlaf unterstützen kann“, erklären die Gründer Barbara Sekulovska und Thomas Lechner. Das Spannende am Wirkmechanismus: Es handelt sich um kaltes Licht, das keine Wärme produziert und dadurch die Zelle viel länger mit Energie füttern kann, ohne dabei potenziell negative Nebenwirkungen wie Verbrennen der Haut hervorzurufen.
Bio-Kontrolle
Fakt ist, unsere Lebensspanne weitet sich, wir leben länger und die Bevölkerung wird immer älter. Aber länger zu leben bedeutet oftmals auch, dass die letzten zwölf Jahre des Lebens in einem degenerativen Zustand verbracht werden. „Wir sind bettlägerig und nicht mehr aktiv an unserem eigenen Leben beteiligt. Um also einen positiven Effekt für unsere Bevölkerung zu schaffen, wollen wir bei der Verlängerung der Gesundheitsspanne ansetzen“, so Barbara Sekulovska. Am Ende geht es bei natürlichem Bodyhacking darum, die Kontrolle über die eigene Biologie zurückzugewinnen, und jeder wird wohl für sich selbst herausfinden müssen, mit welchen Methoden er sich besser „biohackt“.
Homo deus?
Realistische Modifikationen des Körpers sind jedoch auch mittels individualisierter Medizin möglich. „Mit Gensonden via ungefährlicher Viren ist es mittlerweile technisch möglich, fehlende oder veränderte Gene im Einzelnen in den Körper einzubringen. Das Herstellen solcher Viren, die als Vehikel für die einzubringenden Gene dienen, wäre auch in einem Biohacking-Labor möglich“, so Daniel Derndorfer vom „Open BioLab Graz“, dem offenen Gemeinschaftslabor für Molekularbiologie und Biohacking. Mit verändertem Genmaterial zu experimentieren und zu arbeiten, um den menschlichen Körper upzugraden, ist längst keine Sience-Fiction mehr. Während auf internationalen Biotech-Konferenzen darüber sinniert wird, wie man mit neuesten Features wie Chips unter der Haut die Kontaktinformationen via Bluetooth senden kann, um die Visitenkarten zu ersetzen, denken andere Transhumanisten wie der Rockstar dieser Szene, Josiah Zayner, über die Weiterentwicklung der menschlichen Spezies über ihre aktuellen physischen und mentalen Begrenzungen hinaus nach. „Homo deus“ ist wohl nur noch einige Jahrzehnte entfernt.