Lifestyle | 16.01.2023
Showtime in London
Reisen hat immer etwas mit Bauchgefühlen zu tun. Dann, wenn es einem im Bauch vor lauter Fernweh kribbelt oder wenn man an einem Ort ankommt und der Bauch sagt, dass man hier genau richtig ist. So geht es einem auch mit London. Die bunte Stadt bietet allerhand Abwechslung, um das Bauchgefühl lebendig zu halten. Auch dieses Mal wieder.
Schon morgens, wenn die Stadt im herbstlichen Nebel liegt, leuchtet die historische Metropole, wann immer tagsüber einzelne warme Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brechen, rot-golden auf. Es sind die rotbraunen Backsteinfassaden im viktorianischen Baustil mit ihren schwarzen Eingangstüren, die völlig kontrovers vor modernen, gläsernen Hochhäusern reihum stehen und so der Weltstadt ihr Gesicht zeichnen. Noch heute. Daran ziehen sie vorüber, diese Londoner:innen, die sich in ihren schicken Regenmänteln durch den immer dünner werdenden Nebel kämpfen. Und wir? Wir schwimmen mit der hastigen Masse mit und lassen uns ein Wochenende lang im Takt dieser pulsierenden Weltstadt treiben, meine Tochter Romy und ich.
Eingeladen hat uns das trendige ibis Styles London Southwark, das nostalgisches Hollywood-Flair der 50er-Jahre mit traditionell-britischem Kult eint und praktischerweise gleich in der Nähe der Themse liegt, wo selbst Herbstspaziergänge zur weiteren Sightseeingtour avancieren. Ein bisschen traditioneller Brit-Chic hier, Retro-Filmscheinwerfer dort, bekannte Gesichter aus dem Showbiz der 50er-Jahre leuchten glamourös auf roten Wänden unter Neonschriftzügen auf und im Hotelzimmer selbst tanzen auf Tapeten die Schatten großer Musik-Ikonen. Erlebnis fängt immerhin beim Schlafen an.
Zweifelsohne, das ibis Styles ist hip und bleibt dabei dennoch very British. Die „Showtime“, die in leuchtenden Lettern an der Wand flimmert, kündigt sich schon beim Eingang des Breakfast-Buffets an. Und ja, hier trifft das Hotel internationale Geschmacksnerven, auch wenn man ein bisschen Londoner Manier beigefügt hat. Typisch deftig darf der Morgen schon starten – für den gesunden Kick bietet der Obststand „Southwark Market“ sowieso frische Äpfel, Orangen und Kiwis „to go“. Eyecatcher inklusive.
Designstandard
Dem designhungrigen Auge wird hier viel geboten. Jede Ecke des Hotels wurde bis ins Detail inszeniert und wandelt Räume und Gänge in Theaterkulissen: goldene Grammofone und schwarze Hüte hängen zweckentfremdet als Lampen von den Decken, Notenblätter wurden zur Tapete umfunktioniert und alte Pianos aus braunem Holz mit industriellen Barhockern laden ein, daran Platz zu nehmen. Daneben thront ein riesiger Hollywood-Scheinwerfer aus alten Filmstudios und schon sitzt man selbst im Spot, mitten auf der großen Bühne seines Lebens …
London calling
In nur zehn Gehminuten erreichen wir vom Hotel aus die Station „London Bridge“, schweifen jedoch unfreiwillig beim bekanntesten Lebensmittelmarkt Londons, dem Borough Market, ab. Ein Miasma an unterschiedlichsten Düften steigt in unsere Nasen (Fisch, Speck und Käse zusammen ergeben eben kein Eau de Parfum von Chanel) und lockt uns dennoch durch den industriell überdachten Markt, wo Stand um Stand kulinarische Spezialitäten wie Käse, Fisch, Selbstgebackenes und Gewürze einen gemeinsamen Duft mischen. Nicht für jedermanns/-fraus Nase. Doch die Neugierde siegt, ich koste vom ultimativen Brownie und stelle fest, dass sich mein Dessert-Horizont wieder einmal mehr erweitert hat. Darf ich vorstellen: der Tahini Salted Caramel Vegan Brownie. Eine schokoladige Offenbarung!
Dann wird geshoppt
Ganz klar! Shop um Shop in der Oxford-Street, wobei das Trend-Geheimnis wie so oft in den Seitengassen wohnt. Wer etwa den Fashion-Klassiker „All Saints“ sucht, der muss schon genau ums Eck schauen. Der Favorit meiner Tochter: der liebevoll arrangierte Buchladen „Waterstones“, wo unter anderem eine große Auswahl an angesagten Büchern für junge Erwachsene zu finden ist. Danach geht es klassisch zu „Madame Tussauds“ weiter, doch bevor wir ein Date mit Schauspielern wie Tom Hardy oder Sängern wie Bob Marley haben, besuchen wir für eine kleine Verschnaufpause den Regents Park ums Eck. Ein von Herbstblättern gesäumter Spazierweg zieht in sanften Kurven seine Linie durch englisch gepflegtes Grün und führt uns entlang eines kleinen Sees, vorbei an weitläufigen noch immer grünen Wiesen. Und es duftet. Ja, nach Wald und Blüten, während quasi nebenan Londons Busse und Autos „on fire“ sind. Ein grünes Kontrastprogramm der Superlative.

Halloween muss sein
Die Stadt ist an diesem Wochenende schon völlig im Halloween-Fieber. Darum wollen wir Grusel hautnah erleben. Da kommt die „London Bridge Experience“, direkt unter den berühmten Bögen der Tower Bridge, mit einer Horror-Tour durch Londons Geschichte zur Zeit von Queen Elisabeth I. gerade recht. Eine Stunde geht es in die finsteren Tombs, wo Serienkiller, Zombis und jede Menge Leichenteile voller Blut auf uns warten. Allesamt Schauspieler, die schreiend aus Ecken springen, während wir (ebenso schreiend) durch stockfinstere Kellergänge tappen. Jack the Ripper lässt übrigens blutig grüßen!
Die Geschichte zu den aufgespießten Köpfen von Verrätern auf der London Bridge, die Kunst der abgetrennten Kopfpräparation und das einstige Leben in dieser düsteren Vergangenheit wurden uns lebensecht dargestellt. So geht Geschichteunterricht.
Walk for Queens
Zuletzt absolvieren wir den „Queen’s Walk“ entlang der Themse bei leichtem Regen und schauen den Schiffen beim Schaukeln zu – unter anderem auch dem HMS Belfast, dem Museumsschiff und einstigen Kriegsschiff im Zweiten Weltkrieg und Korea--Krieg. Ein Ungetüm, das genau genommen nichts so leicht ins Schwanken bringt.
Und am Ende unseres herrlichen Wochenendtrips stellen wir fest, dass London wieder einmal mehr neue Seiten von sich gezeigt hat. Großstädte haben wohl alle viele Gesichter – und London wahrlich eines der schönsten.
STEIRERIN Tipp: Ibis Styles in Graz
WOHNEN MIT DESIGNFAKTOR GEHT AUCH IN GRAZ
Das ibis Styles am Waltendorfer Gürtel 8 wurde gerade erst an der Messe Graz neu eröffnet. Zum Angebot gehören 101 Zimmer, neun Tagungsräume sowie ein Frühstücks- und Restaurantbereich inklusive Bar Area. Das Design-Motto des Umbaus lautet „One Day in Austria“.