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Lifestyle | 16.09.2022

Wo die Zeit anders tickt

Herbstzeit ist Wanderzeit. Bergführer Herbert Raffalt kennt die heimischen Berge so gut wie kaum ein anderer. In seinem Buch „Steirische Almen erwandern“ nimmt er uns mit auf eine Reise voller Naturschönheit, Tradition und Glücksmomente.

Fotos: © Herbert Raffalt, Leo Raffalt

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Das erste Licht des Tages zwängt sich durch die schmalen Ritzen des alten Gebäudes. Der Duft von Heu und Stall liegt in der Luft. Ich klettere die Holzleiter hinunter, öffne die alte Stalltür und laufe hinaus in den neuen Tag … mit diesen Erinnerungen an seine Zeit als Hirtabua startet Bergführer und Fotograf Herbert Raffalt in sein neues Buch „Steirische Almen erwandern“ – ein Appell, Genusshandwerk, Almleben und die klaren Bergseen zu genießen.

Und zum Genießen gibt es da so einiges. Vom Dachstein, dem höchsten Punkt der Steiermark, dem Ausseerland und den Niederen Tauern über die Ennstaler Alpen und das Gesäuse bis hinauf zum Hochschwab ziehen sich die Ostalpen durch das grüne Herz Österreichs. Für sein Buch hat der steirische Bergführer und Fotograf Herbert Raffalt über 100 steirische Almen besucht. In beeindruckender Fotografie und liebevollen Texten hat er die schönsten Almen und einzigartigen Momente des Almlebens ausführlich porträtiert. Und natürlich kommen auch die vielen genussvollen Erlebnisse auf den Almen im Buch nicht zu kurz.

Herr Raffalt, was war zuerst da – Ihre Leidenschaft für die Berge oder die Faszination, schöne Landschaften zu fotografieren?
Herbert Raffalt: Diese beiden großen Leidenschaften in meinem Leben haben sich relativ parallel entwickelt. Als Kind habe ich oft den ganzen Sommer als Hirtabua auf der Stummeralm im Ennstal verbracht. Das war sicherlich sehr prägend für mich. In der Schule habe ich dann eines Tages einen Bildkalender von der Sparkasse geschenkt bekommen. Die Bilder der Landschaften haben mich fasziniert. Gleichzeitig habe ich in diesem Alter – mit rund zwölf, dreizehn – die Leidenschaft fürs Klettern entdeckt. Heutzutage kann ich mich einfach glücklich schätzen, dass ich diese beiden Interessen so ideal verbinden kann.

 

 

 

 

Herbert Raffalt

Herbert Raffalt ist staatlich geprüfter Bergführer und Fotograf. Im Herzen der Dachstein-Tauern-Region aufgewachsen, hat der „Augenmensch und Bergnomade“ seine Berg- und Fotoleidenschaft zum Beruf gemacht. Er ist Autor zahlreicher erfolgreicher Bildbände und im Sommer vor allem in den Bergen zu finden.

 

 

Was macht für Sie die steirischen Almen so besonders?
Die unglaubliche Vielfalt auf so engem Raum. Die Almen erstrecken sich da tatsächlich vom Gletscher bis zum Wein und von schroffem Gebirge bis zu lieblichen Hügeln. Jeder Berg, jedes Tal hat seine eigene Kultur, seine eigene Landschaft und seine eigenen Gerichte.

Für viele sind Almen wahre Sehnsuchtsorte. Warum?
Für mich ist das auch so. Es wirkt einfach so, als ob auf der Alm die Zeit anders tickt, langsamer und weniger laut. Die Leute bleiben noch stehen und reden miteinander, wenn sie sich begegnen – auch wenn man sich davor noch gar nicht kannte. Es ist eine willkommene Abwechslung zum schnellen Alltag.

Wann sind Sie am liebsten auf den Almen unterwegs?
Es mag vielleicht komisch klingen, aber ich liebe es, bei Schlechtwetter wandern zu gehen. Wenn der Nebel aufzieht und die Luft schwer von der Feuchtigkeit ist, genieße ich die Stille um mich herum und die Uhr tickt dann gleich noch etwas langsamer.

Verraten Sie uns einen Ihrer Lieblingsplätze?
Zu meinen Lieblingsplatzln zählt sicherlich die Viehbergalm in Gröbming. Dort können Almschüler im Sommer noch das richtige Almhandwerk lernen. 

Viele kritisieren den Tourismus, der die Massen in die Berge bringt. Wie sehen Sie das?
Der Tourismus ist nicht nur negativ. Im Gegenteil: Die Leute gehen wieder auf die Alm und zeigen Interesse am Leben dort sowie an den Produkten, die produziert werden. Dadurch rechnet sich die Arbeit auf der Alm wieder. Gewisse Plätze, wie rund um den Dachstein, sind natürlich besonders beliebt, aber es gibt auch richtige Geheimtipps, an denen man sich fast wie in die Vergangenheit versetzt fühlt. Ich bin mir sicher, dass bei der immensen Vielfalt an Almen in der Steiermark jeder garantiert sein Lieblingsplatzl findet.

Almen
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Duisitzkarsee-Alm

Der Duisitzkarsee im Obertal ist ein ebenso beliebtes Wanderziel wie auch begehrtes Fotomotiv. Vom Parkplatz auf der Eschachalm führt der romantische Weg an einem kleinen Bach mit mehreren Wasserfällen durch einen dichten Holzwald zu einer größeren Lichtung. Ab hier geht alternativ eine Forststraße oder ein steiler Weg weiter. Nach eineinhalb Stunden ist der traumhaft schön gelegene Duisitzkarsee erreicht. Auch die Islandpferde fühlen sich hier sichtlich wohl.

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Remschniggalm

Gelegen auf einem langezogenen Höhenrücken inmitten des Naturparks Südsteirisches Weinland, befindet sich mit der Remschniggalm auf einer Höhe von 684 Metern die südlichste Alm Österreichs. In der südsteirischen Almregion führen die Wege zwischen Streuobstwiesen und durch Buchenwälder immer wieder zu atemberaubenden Aussichtswarten – oftmals schaut man auf der einen Seite Richtung Graz, während man auf der anderen weit ins Hügelland Sloweniens blicken kann. Eine Gegend, die besonders im Herbst, wenn sich die Blätter langsam zum Verfärben beginnen, ihren Zauber entfaltet.

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Fischbacher Alpen

Im Nordosten der Steiermark liegen als Ausläufer der Zentral­alpen vom Murdurchbruch bis zum Semmering die Fischbacher Alpen mit den reizvollen Wandergebieten am Pretul und Stuhleck. Oberhalb der Ortschaft Fischbach befinden sich drei sagenumwobene Felsklötze (Foto). Sie sind als „Teufelsteine“ bekannt. Tipp: Die Wanderung über die Stuhlecker Hochfläche vom Roseggerhaus auf der Pretul zum Alois-Günther-Haus am Stuhleck über den Schwarzriegel gehört mit zu den schönsten und aussichtsreichsten Höhenwegen der Steiermark.

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Tuchmoaralm

Herzlich willkommen heißt Viktoria Brandner ihre Gäste in der Köckhütte auf der Tuchmoaralm. Die Alm liegt in der Naturparkgemeinde Kleinsölk in den Niederen Tauern. Gleich auf den ersten Blick fällt auf, dass hier die Zäune nicht aus Holz sind, wie in dieser Gegend normalerweise üblich, sondern aus aufgeschichteten Steinen bestehen.

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Grilleralm

Die Grilleralm liegt in der Nähe vom Pusterwald im Bezirk Murtal knapp über der Waldgrenze. Hier kann man zum Beispiel eine traditionelle Jause mit dem für das Gebiet typischen Röst- und Bröselkas genießen. Die umliegenden Gipfelziele sind technisch einfach zu erreichen und daher ideal für Familien mit Kindern. 


STEIRISCHE ALMEN ERWANDERN
Hardcover
16,8 x 24 cm; 240 Seiten
ISBN 978-3-222-13693-1
Styria Verlag