Lifestyle | 07.09.2022
Mobbing, Bossing & Staffing
Tatort Job
Es passiert jeden Tag, branchenunabhängig. Es trifft Büromitarbeiter:innen genauso wie Fabrikshallenarbeiter:innen, Akademiker:innen wie Arbeiter:innen. Und die Folgen können solch dramatisches Ausmaß annehmen, dass Opfer sich gesundheitlich lange nicht mehr davon erholen: Mobbing am Arbeitsplatz. Dabei ist es ganz egal, ob es als „Bossing“ durch den Vorgesetzten passiert oder als sogenanntes „Staffing“ durch Kolleg:innen. In beiden Fällen geht es meist um die Demonstration von vermeintlichen Machtpositionen.
Rund zwei Drittel der Österreicher:innen haben laut Studie am Arbeitsplatz schon einmal Mobbing erlebt, waren also selbst Opfer oder Täter. Das wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus, denn Betroffene brauchen im Schnitt fünf Krankheitstage mehr im Jahr und streben doppelt so oft nach einem Arbeitsplatzwechsel. Auf etwa 650 Millionen Euro belaufen sich die damit verbundenen Krankheitsfolgekosten für österreichische Unternehmen. Dennoch bieten nur wenige Arbeitgeber Präventionsmaßnahmen an.

Doch wann genau fängt Mobbing am Arbeitsplatz eigentlich an?
Immerhin gilt es zunächst Mobbinghandlungen von Konflikten am Arbeitsplatz und von schlechtem Arbeitsklima zu unterscheiden. „Mobbinghandlungen können das Vorenthalten von Informationen, die Weitergabe falscher Informationen, das Ignorieren, Tuscheln hinter dem Rücken der betroffenen Personen, das Auftragen von unlösbaren Aufgaben und vieles mehr sein“, erklärt Marion Egger vom Gewaltschutzzentrum Steiermark. Ziel sei schlussendlich die Isolation und der Ausschluss der betroffenen Person. Daher sei es laut Marion Egger besonders wichtig, sich Verbündete zu suchen und die eigene Position zu beleuchten. „Wie lange dauern die Mobbinghandlungen schon an? Bin nur ich betroffen? Welche Machtposition hat die mobbende Person tatsächlich? Diese und weitere Fragen können mit einer Mobbingberatungsstelle geklärt werden.“ Danach besteht die Möglichkeit, die eigenen Wahrnehmungen mit der vorgesetzten Stelle zu besprechen.
Raus aus der Opferrolle
Indikator ist dabei stets das eigene Gefühl. Wenn Handlungen als irritierend empfunden werden, sollte man möglichst früh Rückmeldung dazu geben – in Richtung der ausführenden Person, aber auch in Richtung der betroffenen Person, Stichwort Zivilcourage unter Mitarbeiter:innen. „Klar Position für Kolleg:innen zu beziehen ist nicht immer einfach, weil die ausführende Personen oft auch diffizil damit drohen, dass man selbst auch in den Fokus geraten könnte“, weiß Marion Egger. „Gerade deshalb ist es wichtig, dass man, möglichst in Abstimmung mit anderen, überlegt, welche Mechanismen gerade am Wirken sind, diese dokumentiert und nach Möglichkeit damit auch zum Dienstgeber geht.“ Die oberste Instanz hat nämlich der Fürsorgeverpflichtung gegenüber allen Dienstnehmer:innen nachzukommen. „Und wer ein Mobbingtagebuch führt, kann klar Mobbinghandlungen identifizieren und nachweisen.“
Mobbingpräventionen am Arbeitsplatz sollten von der Führungsebene grundsätzlich am Programm stehen – wie etwa im Leitbild klar festzuhalten, dass im Betrieb ein wertschätzender Umgang miteinander zur Unternehmenskultur gehört und die Haltung innerbetrieblich implementiert wird. Aber auch die Sensibilisierung in Form von Fortbildungen zum Thema „Mobbing“ kann einen wertvollen Beitrag leisten. „Mitarbeiter:innen sollten in die Lage versetzt werden, Irritationen möglichst frühzeitig und wertungsfrei ansprechen zu können.“
Hilfe für Betroffene:
Tel.: 0316/77 41 99
www.gewaltschutzzentrum-steiermark.at