Lifestyle | 11.03.2022
Hart, härter, Frau am Herd?
Text: Betina Petschauer
Haya Molcho, Cornelia Poletto, Lea Linster, Ana Roš, Tanja Grandits, Jessica Rosval – an großen Namen und spannenden Frauen in der Spitzengastronomie mangelt es eigentlich nicht. Über sie wird nur weniger gesprochen als über die männlichen Kollegen. Die harten Fakten beweisen: Zwar sind in Österreich in der Gastronomie auf alle Abteilungen verteilt mehr als die Hälfte der Beschäftigten weiblich. Schaut man in die Küchen, wird die Zahl der Frauen jedoch immer kleiner. Und je gehobener die Küche, desto weniger Frauen sind darin zu finden. Wenn die Branche sich selbst feiert, gehen Frauen oft leer aus: Unter den „100 Best Chefs Austria 2021“ finden sich lediglich vier Frauen: Johanna Maier, Milena Broger, Sohyi Kim und Gertraud Sigwart. Nur langsam steigt die Zahl der Frauen in den Spitzenküchen.
Männerdomäne?
Besonders zum Weltfrauentag stellt sich die Frage, warum so wenige Frauen in der Spitzengastronomie kochen – und was getan werden könnte, um das zu verändern.
Einer der Gründe: die Arbeitsbedingungen. Gearbeitet wird an Feiertagen, am Wochenende, abends – also immer dann, wenn andere freihaben. Meist bleibt es nicht bei acht Stunden Arbeit pro Tag, manchmal sind es 12 oder mehr. Da bleibt wenig Zeit für Freunde, Erholung, eine Partnerschaft oder eine (geplante) Familie. Teilzeitarbeit, die in anderen Branchen schon selbstverständlich ist, wäre auch in der Spitzengastronomie eine dringend notwendige Option. Auch bei der Kinderbetreuung müssten längst Alternativen geschaffen werden für jene Eltern, die eben nicht von 8 bis 12 Uhr arbeiten.
„If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen“: Auch heute noch wird in Küchen eine „dicke Haut“ empfohlen, um mit dem Umgangston klarzukommen. Das schreckt besonders Frauen ab. Dabei läge es in der Verantwortung der Küchenleitung, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man keine „dicke Haut“ braucht, weil kein Platz für Beschimpfungen und Belästigungen ist. Zum Glück findet hier vermehrt ein Umdenken statt. Denn Frauen bringen einiges mit, wovon jede Küche profitiert. Woran es ihnen fehlt? Oftmals am Zugang zu den meist männlich dominierten Berufsnetzwerken. Der „Feminist Food Club“ oder das „Frauennetzwerk Foodservice“ in Deutschland versuchen hier anzusetzen.
So oder so: Wer gerne kocht und talentiert ist, sollte seinen Weg gehen können, egal ob Mann oder Frau.