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Lifestyle | 08.02.2022

Viva la Vulva

Sie ist der Ursprung allen Lebens – und doch versuchen wir beschämt, ihre Präsenz zu verschweigen. Wie eine Statue unserer Vulva dabei hilft, Tabus zu brechen.

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© Claudia Plattner, Träumerherz Fotografie

Es muss was passieren, sagt Viktoria Krug: Wir müssen über das große Tabuthema Vulva sprechen. Seit Anfang 2020 bietet sie Personen mit Vulva an, einen Abdruck von ihnen zu fertigen, und will damit vor allem einen Bildungsbeitrag leisten. Viktorias Instagram-Account @vulvacasting begeistert, informiert und erleichtert als Vulva-Galerie bereits über 38 Tausend FollowerInnen. Über Unsicherheiten mit der weiblichen Anatomie und warum wir die Vulva feiern sollten, anstatt sie zu tabuisieren. 


STEIRERIN: Was möchtest du mit dem Vulvarium erreichen?
Viktoria Krug:
Dass jede Person eine Statue von sich bekommt und sie ganz stolz und offen allen zeigt. Dass wir das Tabu brechen und über das Thema reden wie über eine Netflix-Serie – weil es ein cooles Thema ist. Jeder hat mit seiner Sprache die Macht, etwas zu verändern. Schon wenn du sagst: Hey, letztens habe ich in der STEIRERIN von einer gelesen, die macht Vulvastatuen.

Warum ist es so wichtig, dass wir darüber reden?
Weil es nicht in Ordnung sein darf, dass mir junge Mädchen schreiben, dass sie sich operieren lassen wollen, obwohl sie nie richtig aufgeklärt wurden. Es ist auch falsch, dass ich 27 werden musste, um zu wissen, wie groß die Klitoris ist. Wir sind in einer Gesellschaft angekommen, in der wir jeden Tag sexualisierte Körper sehen. Das und unser fehlendes Wissen über so banale Dinge wie die Anatomie passen nicht zusammen. Diese Schere müssen wir kleiner machen. Mit einer Statue etwas Unsichtbares sichtbar zu machen, ist der erste Schritt.

Wie läuft ein Vulva-Casting ab?
Sobald alle Fragen geklärt sind, machen wir einen Termin aus. In Graz geht das immer, ich habe aber auch einen Tour-Plan für andere Städte. Eine Session dauert 1 bis 1,5 Stunden. Wir schauen uns Statuen und Fotos an und reden viel, bevor ich die Masse auftrage. Aus der entstandenen Kopie fertige ich in der Nachbearbeitung die Statue. Wenn du dir an irgendeinem Punkt unsicher bist, kannst du jederzeit gehen, dann hatten wir einfach einen netten Plausch.

Wie fühlt man sich dabei?
Ich habe bisher rund 300 Personen abgeformt und nur positive Erfahrungen gemacht. Alleine, dass man vorher andere Vulven anschaut: Da ist immer eine dabei, die ähnlich aussieht wie die eigene – wieso sollte ich mich also schämen? Ich zeige auch immer meine eigene Statue her, spätestens dann ist das Eis gebrochen.

Wer macht ein Casting?
Die Gründe sind so unterschiedlich wie die Leute. Die jüngste war 18, die älteste 65. Ich hatte schon Pärchen, trans- und nicht-binäre Personen und Menschen nach einer Labioplastik.

Warum werden gerade Vulven in unserer Gesellschaft so verpönt?
Jede 3. Person, die zu mir kommt, sagt, sie hat ihre Vulva noch nie oder schon lange nicht mehr angeschaut. Die Gesellschaft hat uns eingedröhnt, wenn du sie zeigst, bist du eine Schlampe. In der Aufklärung hören wir von klein auf „Werde auf keinen Fall schwanger!“ – also habe ich am besten gar keinen Sex oder spreche nicht darüber.

Wieso sagen wir meistens Vagina statt Vulva?
Da fängt die Tabuisierung schon an: Wir haben nicht einmal das richtige Wort. Wir sagen was Falsches, was Negatives, was Verniedlichendes oder gar nichts. In den Schamlippen steckt das Wort Scham. Das hat man da reingepackt, weil man dachte, es gehört da hin. Die Scheide ist die Hülle des Schwertes. Wir haben die Verantwortung, gewisse Dinge zu ändern und uns die Wörter wieder zurückzuholen.

Warum sind Vulven so toll?
Weil da alles beginnt. Dafür, dass wir alle mal aus einer Vulva geboren wurden, ist es sehr traurig, dass niemand über sie spricht. Alleine schon deshalb, weil sie uns allen das Leben ermöglicht hat, sollten wir sie anders behandeln.

Zur Person
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Nachdem die Biologie- und Lehramt-Studentin Viktoria Krug Anfang 2020 eine Vulvastatue von sich selbst gefertigt hatte, wollte sie das Erlebnis auch anderen ermöglichen. Auf ihren Aufruf meldeten sich innerhalb von 24 Stunden 60 Personen: „Damit hat alles angefangen und nicht mehr aufgehört.“

www.vulvacasting.com, Instagram: @vulvacasting

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Nachdem die Biologie- und Lehramt-Studentin Viktoria Krug Anfang 2020 eine Vulvastatue von sich selbst gefertigt hatte, wollte sie das Erlebnis auch anderen ermöglichen. Auf ihren Aufruf meldeten sich innerhalb von 24 Stunden 60 Personen: „Damit hat alles angefangen und nicht mehr aufgehört.“

www.vulvacasting.com, Instagram: @vulvacasting

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Nachdem die Biologie- und Lehramt-Studentin Viktoria Krug Anfang 2020 eine Vulvastatue von sich selbst gefertigt hatte, wollte sie das Erlebnis auch anderen ermöglichen. Auf ihren Aufruf meldeten sich innerhalb von 24 Stunden 60 Personen: „Damit hat alles angefangen und nicht mehr aufgehört.“

www.vulvacasting.com, Instagram: @vulvacasting

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Nachdem die Biologie- und Lehramt-Studentin Viktoria Krug Anfang 2020 eine Vulvastatue von sich selbst gefertigt hatte, wollte sie das Erlebnis auch anderen ermöglichen. Auf ihren Aufruf meldeten sich innerhalb von 24 Stunden 60 Personen: „Damit hat alles angefangen und nicht mehr aufgehört.“

www.vulvacasting.com, Instagram: @vulvacasting