Lifestyle | 03.01.2022
Räucherkraft
Durch die Kraft des Feuers werden grobstoffliche Substanzen auf eine feinstoffliche Ebene umgewandelt und Heilkräuter wirken so verstärkt in und um uns. Das ist Räuchern mit heimischen Kräutern und Harzen. Ein Ritual, das schon seit Jahrhunderten positive Wirkung zeigt – es belebt, beruhigt oder tut einfach nur gut. In der Pestzeit wurden große Wacholderhaufen angezündet, um die Luft zu desinfizieren, im zweiten Weltkrieg Lazarette mit Beifuß ausgeräuchert und auch heute wird noch immer für die Gesundheit geräuchert. Vor allem für die seelische.
„Räuchern hilft, um die dicke Luft um uns herum aufzulösen – sei es bei seelischem Schmerz, nach Streitigkeiten oder wenn man das Gefühl hat, irgendetwas passt momentan im persönlichen Umfeld nicht“, erklärt Kräuterfachmann Michael Kurath, der sich seit mehreren Jahren der Kräuterkunde und dem heilenden Räuchern verschrieben hat und am Sanddornhof in der Steiermark regelmäßig Kurse zum Räuchern anbietet.

Eine Leidenschaft, weil man laut Michael Kurath beim Räuchern förmlich zusehen könne, wie sich die eigene Psyche oder das Energieumfeld verändere, und man merke, wie jede Pflanze uns speziell beeinflusst. „Man kann sagen, Räuchern ist eine Nahrung für Körper, Geist und Seele, um Entspannung sowie Ruhe zu finden, aber auch um Selbstheilungskräfte zu aktivieren.“ So soll Ysop – bekannt als das „Durchhaltekraut“ – stark konzen-trationsfördernd wirken. „Diese Pflanze hat mir während des Schreibens meiner Diplomarbeit immer wieder gute Dienste erwiesen.“
Räuchern in den Raunächten
Viele der heimischen Kräuter, Harze und Wurzeln sammelt der Kräuterfachmann selbst. Eine große Auswahl an Zutaten in Bioqualität gibt es jedoch genauso im ausgewählten Fachhandel. „Harze sind im Gegensatz zu Kräutern sehr gehaltvoll beim Räuchern und der Geruch verbleibt viel länger in den Räumen. Darum räuchere ich gerne nur mit Kräutern und gebe einen kleinen Teil Harz wie Weihrauch dazu“, erklärt Michael Kurath. Wem es um das Ausräuchern für Reinigung und Schutzräucherung geht, der sollte wiederum vermehrt mit Harzen arbeiten. Geräuchert kann natürlich das ganze Jahr über werden, jedoch sind die traditionellen zwölf Raunächte, die in der Nacht zum 25. Dezember beginnen und mit dem Dreikönigstag am 6. Jänner enden, bekannte Räuchertage, um sich vor negativen Energien zu schützen. In dieser Zeit soll nach Brauchtum nämlich die feinstoffliche Wand zwischen den Welten dünner sein und Geistwesen leichter in die menschliche Welt gelangen.
DIY – so geht Räuchern
„Jeder kann zu Hause selbst räuchern. Jedoch sollte man dabei stressfrei sein, kein Kindergeschrei, keinen eingeschalteten Radio oder TV um sich haben, um die Räucherung bewusst zu erleben.“ Für das Räuchern zu Hause empfiehlt der Kräuterfachmann ein Räucherstövchen mit Sieb und Teelicht. Durch die milde Hitze der Kerze werden die Kräfte aus den Pflanzen viel besser umgewandelt, anders als bei der starken Hitze von Räucherkohle oder Holzglut. Generell gilt beim Räuchern: Weniger ist mehr. „Es sollen keine Nebelschwaden von verbrannten, verrußten Kräutern im Haus entstehen. Und bitte entfernt vorab Haustiere, da sie negative Energien übernehmen können.“ Die Kräutermischungen dazu darf jeder entweder nach Anleitung aus guter Fachliteratur oder auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt selbst herstellen.
Und ja, das richtige Räuchern kann Menschen dabei helfen, ihr Leben aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Das zeigte ein Erlebnis, das Michael Kurath positiv in Erinnerung geblieben ist: „Ich wurde zu einer Dame gerufen, um ihr Haus auszuräuchern. Sie hatte kurz zuvor eine Scheidung hinter sich und war sehr niedergeschlagen. Nach einer gründlichen Ausräucherung vom Keller bis zum Dachboden galt es, den Haushalt mit einer energiegeladenen Räuchermischung wieder auf Vordermann zu bringen. Zwei Monate danach erzählte sie mir, dass das Räuchern nun fixer Bestandteil in ihrem Leben ist. Und einen neuen Lebensmenschen, der ihr guttut, hat sie auch kennengelernt.“
Räuchermischung für zu Hause:
Reinigungsräucherung:
• 1 Teil Salbei
• 1 Teil Beifuß
• 1 Teil Wacholder (Holz, Nadeln, Beeren gemischt)
• 1/2 Teil Angelikawurzel
• 1 Teil Fichtenharz
Liebesräucherung:
• 1 Teil Rosenblätter
• 1 Teil Hagebuttenschalen
• 1 Teil Alantwurzel
• 1 Teil Rosmarin