Fashion | 27.02.2023
Voller Modefantasien
Wenn Christoph Rumpf an einem mild-sonnigen Tag durch Paris flaniert, dann tut er das für gewöhnlich bei Bastille im 12. Arronissement, nahe der Seine. Dort lebt und arbeitet der Steirer, der der Mode wegen 2021 in die Stadt der Liebe zog. Er besucht den Markt, genießt die Eindrücke, lässt Aromen auf sich wirken und schaut den emsigen Menschen auf der Straße zu. Hie und da entdeckt er Vintageschätze, die von längst vergangenen Tagen erzählen, und einen Second-Hand-Pullover aus den 60er-Jahren, der für ihn schöner ist als die meisten Designerteile aktuell. So entstehen Erlebnisse, die wiederum zu Geschichten werden und die der Modedesigner zu illustren Kleidern wandelt.
Dabei verbindet er die Schönheit der Vergangenheit mit moderner High Fashion, ohne dabei zu sehr in Nostalgie zu verfallen. „Alles kann der Beginn einer neuen Kollektion sein“, stellt der Modedesigner, der seine Inspirationen für seine Entwürfe von überall herbekommt, fest. Es darf nur nicht langweilig sein. Immerhin solle für ihn die Mode ausdrücken, wie man sich fühlt, sie könne einen verstecken, verkleiden oder das sein lassen, was man immer schon sein wollte. „Trends sind langweilig, denn sobald etwas trendig ist, ist es ohnehin schon wieder out“, erklärt Christoph. Und der Steirer muss es wissen. Mit seinen Modekreationen mischt er theatralischen Glamour zu modernen Historiengewändern, die von Märchen erzählen. Ein bisschen Bühne, ganz viel Fantasie und noch mehr High Fashion. Der aufstrebende Modedesigner, der für seine opulenten Designs gefeiert wird, ist selbst jedoch anders. Manchmal so laut und opulent wie seine Entwürfe, dann wieder zurückgezogen und stimmlos. Aber niemals langweilig, weil Langeweile eben eine Eigenschaft auch an Mode sei, die ihn frustriere.

Flohmarkt trifft auf High Fashion
Seine Kreationen entstehen zunächst in seinem Kopf, wenn er Ideen wie einen Film lebendig werden lässt und dessen Charaktere nach und nach einkleidet. In seiner Wohnung im Pariser Stadtteil Bastille fügt Christoph Rumpf mit opulenten wie feinen Stoffen, recycelten wie neuen Materialien das zusammen, was seine Geschichten erzählen wollen. „Die Kollektion, an der ich momentan arbeite, hat sogar fünf Charaktere. Aber nicht jede Kollektion von mir wird in dieser Form umgesetzt.“
Christoph Rumpf ist ein Schöngeist, er sieht in kleinen Details und alten Stücken den Glanz der Besonderheit. „Für mich ist nichts glamouröser als alte Materialien. Upcycling ist die aufregendste Art zu arbeiten, braucht aber viel Zeit und ist sehr kostenintensiv.“ Selbst trägt er seine Designs kaum, viel lieber aber einen alten Kaschmirpullover, den er mit Vintage-Kleidung kombiniert. „Ich habe kaum Kleidungsstücke, die nicht irgendwie kaputt sind. Die Idee etwa ein Hemd wegzuwerfen, weil es ein Loch hat, finde ich wahnsinnig.“
Sprungbrett in das Modebusiness
Mode wurde dem Steirer jedoch nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater ist Versicherungsmakler, seine Mutter Angestellte in einem Kaufhaus in der Steiermark. Christoph entschied sich zunächst für ein Architektur-Studium, merkte aber schnell, dass ihm diese Richtung nicht liegt, und wechselte kurz darauf an die Universität für angewandte Kunst. Im Rahmen des Studiums erhielt er das Fred-Adlmüller-Stipendium und mit seiner Abschlusskollektion kam erst alles ins Rollen: Seine Kollektion begeisterte über Österreich hinaus und Rumpf wurde zum renommierten „Festival international de mode, de photographie et d’accessoires de mode à Hyères“ in Südfrankreich geladen. Und dann? Dann gewann der Steirer mit seiner Debütkollektion auch noch den „Grand Prix du jury“, DAS Sprungbrett für Nachwuchstalente.
Moderne Opulenz
Mit seiner aktuellen Kollektion setzte sich der Modedesigner bewusst mit dem Thema Glamour auseinander. „Was bedeutet es heute? Ist es nur noch eine nostalgische Idee oder existiert glamouröse Kleidung noch?“, erklärt das Nachwuchstalent. „Wir haben versucht, Glamour für die moderne Frau umzusetzen.“ Coronamaßnahmen erschwerten jedoch das anstehende Fotoshooting, um die Kollektion ebenso bildgewaltig festhalten zu können, stattdessen wurde ein Hotel als Rahmen gesetzt. Das Resultat: feudale Modefantasien, die mit historischer Attitüde die Frau ins Heute platziert, um schlichtweg in Opulenz zu träumen. Und der internationalen Modeszene gefällt’s: Rumpfs Designs fanden sich gleich darauf in diversen Fotostrecken internationaler Vogue-Ausgaben wieder. In der Vogue China zum Beispiel war sogar Model Kaia Gerber in einem Kleid von Christoph Rumpf zu sehen. Auf die Frage hin, was sein Erfolgsrezept sei, wirkt Christoph jedoch besonnen: „Das fällt mir schwer zu beantworten, Erfolg liegt im Auge des Betrachters.“