Fashion | 16.03.2022
Grau ist das neue Schwarz
Wir erreichen Milva Spina in Südafrika. Dort shootet das international gefragte Grey-Hair-Model aktuell für eine schwedische Firma, bevor es nach einem kurzen Zwischenstopp in der österreichischen Heimat weiter nach Kopenhagen in Dänemark zum nächsten Job geht. Gerade zu den nordischen Ländern hat Milva Spina eine besondere Beziehung. Waren es doch gerade Modeschöpfer aus dieser für ihr offenes Denken bekannten Region, die das Model von Anfang an verstärkt buchten, trotz der grauen Haare – oder vielleicht gerade deshalb.
"Vieles, was man heutzutage in der Modebranche sieht,
wäre vor zehn Jahren noch nicht denkbar gewesen."
Milva Spina, Grey-Hair-Model
Die Entscheidung, ihre langen Haare nicht mehr dunkel zu färben, fiel der Wahl-Österreicherin anfangs nicht leicht. „Ich bekam mit Anfang 30 schon sehr früh komplett graue Haare. Nach 20 Jahren Färben hatte ich aber genug.“ Knapp vor ihrem 50. Geburtstag beschloss sie, zu ihren grauen Haaren zu stehen – und das, obwohl Auftraggeber, Starfriseure, Familie und Freunde ihr davon abrieten. „Du willst ja nicht älter aussehen, als du bist“, bekam sie oft zu hören. Doch Milva Spina hatte schon immer ihren eigenen Kopf und so schwor sie nicht nur der Haarfärberei ab, sondern schnitt ihre lange Mähne auch noch radikal ab. „Ich dachte mir, wenn es mir nicht gefällt, kann ich doch einfach wieder mit dem Färben beginnen.“
Anfangs war der neue Stil wie ein Schock für alle, aber nach und nach mehrte sich das positive Feedback und ihre Modelkarriere erlebte ein wahres Revival. Internationale Labels wie Gucci, H&M oder Tom Ford, aber auch heimische Größen à la Eva Poleschinski, Andy Wolf, Lena Hoschek oder Gottfried Birkelbauer setzen seitdem auf die gebürtige Italienerin. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Diese Botschaft ist zum Glück auch in der Modewelt langsam angekommen.“
Diversität gefragt
Über die aufflammende Diversität in der Branche freut sich Spina: „Ein Umdenken vom so lange propagierten Jugendwahn ist deutlich spürbar. Früher wurde jedes Foto retuschiert. Alle Models waren groß, dünn, mit perfekter Haut.“ Heute fotografieren Magazine wie die Vogue sogar ohne Retusche. Von der Hakennase bis zur Cellulite werden auch sogenannte Makel gezeigt. Mit Botox geglättete Gesichter sind nicht mehr gewünscht. „Meine letzte Kampagne mit Gucci habe ich gemeinsam mit einem Model mit Down-Syndrom geshootet – ein wunderbares Erlebnis, das vor zehn Jahren so noch nicht denkbar gewesen wäre.“
Spaß zählt
Trotz der aufbrechenden Beauty-Standards ist dem Model das äußere Erscheinungsbild natürlich nicht egal. Aber gibt es nun ein straffes Sportprogramm oder eine strenge Hautpflege-Routine? „Nein. Ich tue, was mir Spaß macht, und das hält mich jung und fit – ich habe Spaß am Modeln, aber vor allem Spaß am Leben.“ Vom Snowboarden über Yoga bis zum Kiten steht da genauso am Programm wie Zeit mit Familie und Freunden. „Ich liebe Herausforderungen im Leben. Immer auf der gleichen Stelle zu treten, wäre für mich unmöglich.“ So darf man sich sicher auch in Zukunft noch über viele weitere wunderschöne Fotos von Spina freuen.
Zur Person
Die gebürtige Italienerin Milva Spina (54) zog der Liebe wegen mit 18 nach Österreich. Im Modelbusiness ist die Wahl-Linzerin seit beinahe 40 Jahren. Spina war nicht nur auf dem Cover internationaler Modemagazine wie etwa der „Elle“ zu sehen, sondern ist auch gefragtes Model für internationale Labels wie Gucci, H&M, Volkswagen oder Tom Ford, aber auch heimische Größen à la Eva Poleschinski, Andy Wolf, Lena Hoschek oder Gottfried Birkelbauer.