Grundner

New Work Coach Manuela Grundner im Interview

Professionelles Raumschaffen

4 Min.

© Shutterstock

Manuela Grundner ist New Work Coach, Trainerin und Moderatorin. Mit ihrer positiven Art und ihrem Fachwissen bringt sie die Teilnehmer:innen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken und Weiterentwickeln. Im Interview mit der STEIRERIN spricht sie über ihren abwechslungsreichen Berufsalltag.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, im Bereich Coaching und Moderation tätig zu werden?
Nach einer Lehre zur Restaurantfachfrau und 10 Jahren im Tourismus habe ich auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nachgeholt. Schlussendlich bin ich beim Kunstgeschichte-Studium gelandet. Dort habe ich dann bemerkt, dass mich eigentlich viel mehr interessiert, warum die Lehrinhalte meiner Vortragenden bei den Studierenden nicht ankommen, als der Inhalt selbst. Mir stellte sich die Frage, was es braucht, damit Menschen gut zusammenarbeiten können. 2012 habe ich mich als Coachin selbstständig gemacht: mit viel Motivation und Freude, aber auch mit großen Fragezeichen, was das genau heißt. Später habe ich dann noch den Master in Konfliktmanagement gemacht.

Sie bezeichnen sich als „Die Raumschafferin“. Was kann man sich darunter vorstellen?
Manchmal ist es notwendig, dass jemand den Raum zur Verfügung stellt, damit sich Dinge und Menschen entwickeln können. Manchmal fehlt im Alltag Zeit und Raum dafür, da komme dann ich ins Spiel.

Manuela Grundner
Viktoria Mörth

Wer sind Ihre Kund:innen?
Mehrheitlich sind es Organisationen, die sich an mich wenden, aus unterschiedlichsten Branchen. Da waren zum Beispiel Kastner & Öhler, Ennstalmilch oder das AMS dabei. 

Wie läuft so ein Coachingprozess konkret ab?
Meine Aufgaben dabei sind Moderation, Supervision und Begleitung. Mit meinem Methodenkoffer unterstütze ich Menschen dabei, weiterzukommen und Konflikte zu lösen. 

Das bedeutet: Aus der Agilität, dem agilen Arbeiten, leite ich Methoden ab, um organisierter zu arbeiten. Aus dem Coaching kann man Möglichkeiten zur Weiterentwicklung gewinnen. Aus dem Konfliktmanagement lässt sich schließen, woher Konflikte kommen und wie wir sie lösen können. Wichtig ist es mir, am Beginn des Prozesses nicht nur mit der Führungskraft zu sprechen, sondern mit einer kleinen Auswahl an Personen aus dem Team, damit mehrere Perspektiven vorkommen. Dann folgt die gemeinsame Vorbereitung und Definition der Ziele. Manchmal leite ich nur einen Klausurtag, manchmal dauern Begleitprozesse bis zu einem Jahr. Am Anfang steht meistens die Frage: Was braucht es, um selbstorganisiert zusammenarbeiten zu können, Partizipation zuzulassen und die verschiedenen Charaktere im Team miteinander zu vereinen?

Lernen Teilnehmer:innen bei Ihnen auch, wie sich Konflikte vermeiden lassen?
Darum geht es eigentlich nicht. Man kann Konflikte auch als Chance sehen, dass sich Dinge ändern. Man darf sie nur nicht zu hart austragen oder unter den Teppich kehren. Mein Ziel ist es eher, Konflikte aufzulösen und Strukturen so anzupassen, damit in Zukunft weniger Konflikte auftreten oder die Menschen mehr Möglichkeiten haben, sie gut aufzulösen. 

New Work bedeutet einfach weg vom klassisch hierarchischen System hin zu flacheren Hierarchien oder Selbstorganisation.


Manuela Grundner

Sie bezeichnen sich als „New Work Coach“ – was heißt das?
New Work bedeutet einfach weg vom klassisch hierarchischen System hin zu flacheren Hierarchien oder Selbstorganisation. Dass Menschen sich mit ihren wertvollen Kompetenzen einbringen und entscheiden dürfen, auch ohne eine Führungsperson. Und die Sinnfrage: Warum machen wir das?

Sie befassen sich auch mit „Psychologischer Sicherheit“ – was kann man sich darunter vorstellen? 
Die meisten Menschen sagen lieber nichts und nehmen in Kauf, dass sich Dinge schlecht entwickeln, als dass sie Ärger riskieren. Dieses Verhalten wird durch Rahmenbedingungen geprägt, die dir zeigen, dass es eh nichts bringen würde, etwas zu sagen. Psychologische Sicherheit ist genau das Gegenteil: dass man Dinge ansprechen darf und damit das System verbessert. 

Wie reagieren Sie, wenn in Ihren Coachings Personen dabei sind, die nicht mitarbeiten oder sogar dagegenarbeiten?
Ich muss auch anerkennen, dass jemand vielleicht keine Lust hat, weil er den Sinn der Aktion nicht versteht. Wichtig ist es, Klarheit zu schaffen und Probleme anzusprechen. Es gibt immer einen Grund, wenn jemand nicht motiviert ist, manchmal sind es auch interne Unstimmigkeiten. Aber irgendwie hat es bis jetzt immer geklappt, dass ich solche Situationen positiv lösen konnte.

Haben Sie Tipps für andere, die in die Selbstständigkeit gehen möchten?
Man braucht dafür wirklich einen langen Atem, damit sich das Business entwickelt. Drei bis vier Jahre hat es bei mir gedauert, und die Zeit muss man sich auch nehmen. Ein Rat von mir wäre, nicht zu viel zu planen, weil es ohnehin anders kommt. Ich finde, man sollte seine Energie dafür verwenden, etwas aus Sachen zu machen, die da sind, als sich zu überlegen, was in einem Jahr sein soll. Iterativ und agil zu denken hilft dabei.

Zur Person

Manuela Grundner
© Gregor Verdovsek

Manuela Grundner ist New Work Coach, Trainerin und Moderatorin und teilt sich auch mit ihrem Mann Peter die Geschäftsführung der IT-Firma Murbit.

www.raumschafferin.at | www.murbit.at

Abo

Immer TOP informiert: Mit dem Print-Abo der STEIRERIN – ob als Geschenk, oder für dich selbst!