Friseurin Gabriele Sofie tourt in ihrem Zweitjob mit den Stars um die Welt

Backstage bei den Stars

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Gefragt: Von Ibiza bis Brasilien ist Gabriele Sofie im Einsatz

Seit 20 Jahren betreibt Gabriele Sofie einen Friseur-Salon in Großwilfersdorf. Seit acht Jahren hat sie einen spektakulären Zweitjob: Als Eventmanagerin ist sie Backstage bei den Stars, jettet sie durch die Welt und organisiert für Events wie Bühnenshows, After-Show-Partys und Pressekonferenzen für Kult-Bands, Star-DJs und internationale Fußballvereine.

Wenn man ihren Salon in der Südoststeiermark betritt, spürt man sofort ihr ­Faible für das Besondere, das Extravagante und ihre Liebe zu Details: Links neben der Eingangstür steht ein großer Flügel. Ein Teil ihres Fußbodens ist aus begehbarem Glas, darunter sind Barbiepuppen drapiert. Die Wände sind in Gold tapeziert. Manchmal steht ein lebensgroßes Deko-Pferd im Raum, wenn es nicht gerade bei anderen Events zum Einsatz kommt. Wir bekommen Kaffee in geschwungenen Tassen mit Goldrand serviert. Viel Pomp, viel Glamour, bei ihren Stylings aber mag es die Friseurin einfach und bodenständig: „Ich bin kein Fan von gewollten, gekünstelten Frisuren, ich liebe Haare. Ich feiere natürliche Looks“, erklärt Gabriele Sofie, worauf sie als Friseurin und Stylistin besonders viel Wert legt. Eine Einstellung, die sie mit ihren Kund:innen teilt. „Ich bin mit den Leuten, die zu mir kommen, immer auf einer Wellenlänge. Quer durch die Bank sind das sehr lässige Menschen. Am Ende eines langen Arbeitstages bin ich nicht müde, sondern voller Energie, weil sie mir so viel geben.“

Über sich hinauswachsen

Ein Grund, weshalb die 49-Jährige noch immer hier in Großwilfersdorf lebt und noch nicht ausgewandert ist. „Obwohl ich schon immer wieder mal drüber nachgedacht habe“, schmunzelt die Steirerin. Ibiza zum Beispiel würde sie reizen. „Das ist meine Lieblingsinsel, mein Energie-Platz. Wenn ich hier bin, fühlt sich immer alles sehr, sehr leicht und unkompliziert an.“ Etwa fünf bis acht Mal im Sommer kommt sie her, um zu arbeiten. Ein guter Freund, ebenfalls Stylist, hat ihr damals die ersten Aufträge organisiert. Mittlerweile ist sie fixer Bestandteil der Crew vor Ort. Wenn Star-DJs wie Paul Kalkbrenner und David Guetta auflegen, stylt sie Tänzer:innen und Artist:innen, die mit aufwendigen Bühnenshows das Publikum anheizen – eine komplett andere Welt im Vergleich zum beschaulichen Großwilfersdorf. „Aber genau diesen Kontrast in meinem Leben zu haben, reizt mich.“ Auch die Tatsache, dass jeder Trip eine neue Herausforderung birgt, angefangen bei der Sprache. „Spanisch spreche ich zum Beispiel gar nicht. Mein Englisch wird immer besser, aber trotzdem gibt’s immer wieder Barrieren in Sachen Kommunikation. Da musst du einfach ganz intensiv mit dem Kopf dabei sein, die Dinge von allein sehen und nicht warten, bis jemand sagt, was er oder sie braucht. Du brauchst ein Gespür dafür, wann du wo mitangreifen musst.“

Aus allem das Beste machen

Auf ihren Reisen lässt sich Gabriele Sofie gerne für ihren Salon daheim inspirieren. Von der innovativen Mode der Spanier:innen etwa. Oder der Einfachheit der Skandinavier:innen: „Die Leute dort haben so viel natürliches Charisma, ohne großartig viel Make-up zu tragen. Sie haben eine natürliche Lässigkeit, die ich großartig finde.“ Eigentlich nimmt sie von überall etwas mit. Manchmal auch nicht so tolle Eindrücke. Wie von Liverpool etwa. Da war sie unlängst für den FC Liverpool im Einsatz und hat die Reporter:innen für ihre Live-Übertragungen gestylt. „Das leere Stadion, die viele Technik, die es für die Übertragungen braucht, das war schon imposant, aber die Leute selbst nicht so meins. Die jungen Sportler haben sich dauernd die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, sodass man ihre Augen nicht gesehen hat, dafür aber, wie sie Kaugummi gekaut haben. Da hat mir das Benehmen gefehlt“, lacht die Friseurin. Nachsatz: „Aber auch solche Erfahrungen gehören dazu. Da muss man einfach das Beste daraus machen.“ In ihrem Fall: „Ich habe einen Koffer voll mit Merch-Artikeln eingepackt für die Jungs in unserem Dorf. Die waren aus dem Häuschen!“

Neugierig bleiben und Neues lernen

Viel positiver waren für sie die Eindrücke auf der Jubiläumsfeier der britischen Musiker Duran Duran oder auf der Welttournee von Kult-Band Guns n’ Roses im vergangenen Jahr. „Wir waren in Brasilien, Argentinien, Japan, Singapur, Dubai … unterwegs. Ich war bei den Pressekonferenzen und After-Show-­Partys involviert – von der Menüauswahl für das Acht-Gänge-­Dinner bis hin zur Tischdeko und dem Programm. Was ich da für spannende Menschen kennengelernt habe: Dekorateur:innen, Bühnentechniker:innen, Florist:innen. Ich konnte so viel Neues dazulernen. Auch in Sachen Kultur.“ Dabei hat sie Japan besonders fasziniert: „Es waren 60.000 Leute im Stadion. Die sind, als sie eingelassen wurden, tatsächlich in Zweierreihen einmarschiert. Beim Konzert haben sie sich’s gegeben, aber sobald es aus war, wurde es ruhig und sie sind in Zweierreihen wieder abmarschiert. Das Stadion war in 15 Minuten leer und es lag kein einziges Papierl herum. Bei uns wird gebissen, geschrien, getreten, alles. Hauptsache, du kommst schnell zu einem Bier.“

Einfach ausprobieren

All ihre Erfahrungen setzt Gabriele Sofie auch gerne daheim um. Zu ihrem zehnjährigen Bestehen ließ sie sich von Künstler Gernot Haas ein Kabarett über ihren Friseuralltag schreiben und aufführen. Jetzt, zu ihrem 20-jährigen Jubiläum, tritt er wieder auf, gemeinsam mit Gerda Rogers – bei einem Überraschungsfrühstück für ihre Stammkund:innen. „Ich brauche immer Action und möglichst viel Abwechslung. Ich muss mich auch immer wieder neu erfinden, um mich lebendig zu fühlen. Und wenn ich nicht weiß, ob ich dieses oder jenes kann, probiere ich es aus. Das habe ich von meinem Vater. Der war Fernfahrer und ich war oft mit ihm unterwegs. Ich habe mit fünf den Eiffelturm gesehen. Das war bei uns daheim eine kleine Sensation. Damals gab’s noch kein Handy, kein Navi. Er hatte auch keine Bankomatkarte und konnte auch nicht Englisch. Wenn er mal wo angestanden ist, hat ihn das nicht eingeschüchtert. Er hat gesagt: ,Irgendwie geht’s schon.‘ Das ist auch heute noch mein Mantra.“

Fotos: © Jean van Luelik, privat

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