Poetry-Slammerin Agnes Maier

Agnes Maier – Slampoetin

Die bekannte Poetry-Slammerin Agnes Maier möchte mit ihren Texten Gedankenanstöße geben. Ein Gespräch über Poesie im Alltag.

3 Min.

Agnes Maier © Samira Frauwallner

Die Grazerin Agnes Maier ist diplomierte Hebamme, Poetry-­Slammerin und Mutter. Seit 2015 steht sie mit selbstverfassten Texten auf nationalen und internationalen Poetry-­Slam-Bühnen. Poetry-Slam, das ist ein moderner Wettbewerb, bei dem das Publikum mit selbstgeschriebenen Texten überzeugt werden muss. Mit der STEIRERIN hat Agnes Maier über ihre Kunst gesprochen.

Du bist mittlerweile fixer Bestandteil der österreichischen Slam-Szene. Wie bist du zum Poetry-Slam gekommen?

Agnes Maier: Ich habe bei einem Auslandsaufenthalt in Hamburg eine Lesebühne entdeckt und bin so auf dieses Format gestoßen. Nach dem Besuch eines Slams in Graz habe ich beim nächsten Mal gleich selbst mitgemacht und gewonnen! Ab da war ich dabei und hab einfach nicht mehr aufgehört.

Was inspiriert dich für deine Texte?

Die Inspirationen kommen meistens direkt aus meinem Alltag. Da sind Dinge, die mich beschäftigen oder bei denen ich mich frage, warum sie sind, wie sie sind. Dann schreibe ich darüber, um Menschen dazu zu motivieren, auch da­rüber nachzudenken, und vor allem einen Diskurs anzuregen.

Poetry-Slammerin Agnes Maier
Das Slam-Kollektiv: Agnes Maier, Yannick Farnbacher & Christoph Steiner © Sebastian Neugebauer

Seit fast zehn Jahren stehst du auf Poetry-Slam-Bühnen. Was fasziniert dich so am Poetry-Slam?

Es ist eine niederschwellige Möglichkeit, die eigene Kunst auf einer Bühne zu präsentieren. Es gibt Offene-Listen-­Slams, bei denen man sich einfach anmelden und mitmachen kann. Außerdem gefällt mir die Tagesaktualität: Man kann Texte und Themen, die einen beschäftigen und begeistern, ziemlich schnell und zeitnah verarbeiten und veröffentlichen. Was ich heute sehe oder höre, darüber kann ich sofort einen Text schreiben und mich damit am nächsten Tag auf die Bühne stellen. Slam ist cool und lebendig. Er ist performte Literatur – für jedermann und jedefrau zugänglich und erreicht auch Menschen, die vielleicht normalerweise nicht so poesie­begeistert sind.

Deine Texte sind oft gesellschaftskritisch. Was hoffst du damit zu bewirken?

Meine Texte sollen einfach Gedankenanstöße sein. Ich möchte Menschen dazu bringen, über gewisse Themen zu reden, zu reflektieren und Dinge zu hinterfragen. Gerne bin ich dabei manchmal provokant, will dabei aber auf keinen Fall belehren. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, die Welt verstanden zu haben, aber vielleicht erschließt sich dem einen oder der anderen durch meine Texte eine neue, eine andere Sichtweise.

Poetry-Slammerin Agnes Maier
Agnes Maier © Zaubermomente Fotografie

Du hast mit zwei Kollegen ein Slam-Kollektiv gegründet. Was macht dieses Kollektiv?

Genau! Meine Kollegen sind Yannick Farnbacher und Christoph Steiner, beide ebenfalls großartige Künstler und Moderatoren! Seit 2020 organisieren und veranstalten wir gemeinsam in Graz innovative Formate im Bereich Poetry-Slam, Spoken Word und Bühnenliteratur. Mit unserem stetig wachsenden Netzwerk an internationalen und regionalen Künstler:innen bieten wir außerdem Moderationen, Slam-Poet:innen sowie Beratung für all jene, die Slam und slambezogene Veranstaltungen umsetzen wollen, an.

Fixe Veranstaltungsgrößen sind unsere „Best of“-Slams im Schauspielhaus und der „Dead or alive“-Slam im Next Liberty. Mit alldem versuchen wir, performter Literatur in Graz eine Plattform zu geben und möglichst viele Menschen damit und dafür zu begeistern. Ein ganz besonderes Highlight fürs kommende Jahr 2024 ist aber definitiv der Ö-Slam – die österreichischen Meisterschaften im Poetry-Slam, die wir nach Graz holen. Nicht verpassen: 17. bis 20. Oktober 2024.

Du arbeitest als Hebamme, bist Mutter, machst Poetry-Slam und hast schon zwei Bücher veröffentlicht! Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Mir ist diese Frage schon so oft gestellt worden. Es ist zweifelsohne ein sehr arbeitsintensiver Alltag und es kommt oft genug vor, dass ich nicht nur an meine persönlichen Grenzen komme, sondern diese auch überschreite.
Und ganz ehrlich: Ich halte absolut nichts davon, damit zu prahlen, wie toll alles läuft, und die Schattenseiten zu verschweigen. Ich bin schon mit 27 Jahren in ein erstes handfestes Burn­out gerutscht und habe mich damals nur mühsam wieder herausgekämpft. Es gelingt mir aber immer öfter, meine ­persönlichen Belastungsgrenzen wahrzunehmen, und ich arbeite hart daran, sie immer besser auch wirklich einzuhalten.

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