Alltagspause

Alltagspause: Freizeittipps im Oktober

Auszeit-Expertin Betina Petschauer über die entspannten Seiten des Lebens

6 Min.

© Shutterstock

Pausen sind wichtig: Sie nehmen den Druck, laden die Batterien auf und fördern das seelische und körperliche Wohlbefinden. Und wobei könnte man besser abschalten, als bei einem guten Buch, einem spannenden Film, mitreißender Musik oder einem Ausflug oder Event-Besuch. Betina Petschauer hat genau die richtigen Freizeittipps für Oktober.

Buchtipps

Lesenswert im Oktober

Roman Dotterland
Dotterland | Karoline Therese Marth | Literaturverlag Droschl | Preis € 21,– | Resümee: Wertvoll

Das Dotterland ist für Kathlen ihre heile Wunschwelt – ein ziemlicher Gegensatz zu ihrer Realität. Von 0 bis 18 Jahren begleitet man die Protagonistin beim Heranwachsen. Aus einem kritischen Kind wird im Laufe der Jahre eine junge Frau, die mit Alkohol, Drogen und Männergeschichten versucht, die Leere in sich selbst zu füllen.

Ich bin eigentlich kein Fan von Coming-of-Age-Romanen, aber diesen konnte ich kaum weglegen, denn mit Kathlens Geschichte muss man einfach mitfühlen. Man versteht schnell, dass sie so viel Unterschiedliches zur gleichen Zeit empfindet und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Am liebsten würde man in das Buch einsteigen und ihr und ihren Freundinnen zur Seite stehen. Man merkt, dass die Autorin Sprachkunst studiert, denn die verwendete Sprache ist einerseits einfach, andererseits finden sich zwischen den Zeilen viele Zwischentöne.

Schade fand ich nur, dass die einzelnen Absätze, die manchmal sehr kurz sind, immer nur angerissen und nie auserzählt werden. Man wurde häufig in der Luft hängen gelassen, wenn es gerade besonders schockierend, traurig oder spannend war. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch etwas dicker und somit mehr Platz gewesen wäre, die Handlung auszuerzählen. Dadurch bleibt aber auch viel Raum, sich seine eigenen Gedanken zu machen, was dem Buch seinen eigenen Charme verleiht. Was für ein Debüt einer jungen Autorin!

morde in graz

Buchtipp
Die Kälte der Mur | Gudrun Wieser | Emons Verlag | Preis € 13,– | Resümee: Wertvoll

Graz, 1882. Gendarm Wilhelm Koweindl hat es wirklich nicht leicht, denn über einen längeren Zeitraum werden immer wieder Leichenteile aus der Mur gefischt. Keiner weiß, woher sie kommen und zu wem sie gehören. Zur selben Zeit schlägt sich seine Bekannte Ida Fichte als Hauslehrerin durch, doch auch dort passieren ungewöhnliche Dinge. Der Zögling ist verstört, die Mutter nervös, der Vater meist abwesend, unerwartet taucht dessen Bruder auf und bald darauf verschwindet das Hausmädchen. Als Wilhelm und Ida gemeinsam zu ermitteln beginnen, ist es schon fast zu spät.

Dieser zweite Band der Frohnleitener Autorin liest sich auch recht gut, wenn man den ersten nicht kennt. Die verwendete Sprache ist der Kaiserzeit angemessen und hilft dabei, sich schnell in die Handlung einzufinden. Dass man einige der Schauplätze in Graz und Umgebung kennt, macht das Krimivergnügen noch größer. 

kaltes land

Buchtipp
Am Ende wird alles sichtbar | August Schmölzer | Keiper Verlag | Preis € 22,– | Ausbaufähig

Josef kehrt nach vielen Jahren als Kriegsreporter in sein Heimatdorf zurück. Viel hat sich nicht verändert, die Menschen sind immer noch gleich kalt und rachsüchtig wie früher, und immer sind die Fremden Schuld. Und wie sieht es mit seiner Jugendliebe Ragusa aus, hat sie sich auch nicht verändert?

In diesem Roman geht es um Schuld, Feigheit, Liebe und Misstrauen. Ich persönlich fand es schwierig, nicht zu wissen, wo und wann genau die Handlung spielt. Der eigentliche Plot wird oft durch Rückblicke in Josefs Kindheit oder Wanderjahre unterbrochen, einen wirklichen roten Faden in der Erzählung konnte ich leider nicht entdecken. Die Tonalität ist deprimierend. Am Ende erfolgt eine gewisse Auflösung für die Leser:innen, die jedoch recht vorhersehbar war. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch als Film (erscheint im November) besser funktioniert. Der Roman ist eine Neubearbeitung von „Der Totengräber im Buchsbaum“ (2014). 

Hörenswert

Musiktipp
The Rise of the Animal Kingdom | The Freaky Friday Jailhouse Gang | Streaming bei Spotify, Amazon Music u. a. | Preis Vinyl € 25,–, CD € 10,– | Resümee: Wertvoll

The Freaky Friday Jailhouse Gang ist eine Funk-Band aus Graz. Sie besteht aus den drei Brüdern Fabian, Markus und Tobias Steinrück und ihrer „Wahlschwester“
Lorena Valta. Nach ihrem ersten Album „Dont Panic This Is Serious“ veröffentlicht die Band nun ihr zweites Werk, ein Konzeptalbum mit dem Titel „The Rise of the Animal Kingdom“: ein Tier, ein Reim, ein Halbton rauf, also 12 Songs in 12 aufsteigenden Tonarten. Präsentiert wurde es am 30.09.2023 im Theatercafé in Graz.

Die funkige Stimme von Lorena und die fast ausschließlich schnellen, lebendigen Rhythmen reißen einen gleich mit. Auch wenn ich kein ausgewiesener Funk-Fan bin, hebt dieses Album der steirischen Band gleich die Stimmung. Genau das Richtige für die kommende kalte Jahreszeit, in der man ein paar Gute-Laune-Songs braucht. Und Chapeau für die unterhaltsamenTier-Songnamen. Erhältlich auch als Vinyl und auf CD unter bandsupport.at/shop

(Nicht) Sehenswert

Filmkritik
The World To Come | Arsia Production | Streambar bei Netflix | Resüme: Finger weg

Im Bundesstaat New York in den 1850er-Jahren leben Abigail und Tallie mit ihren Ehemännern auf ihren Bauernhöfen. Beide führen keine besonders glückliche Ehe und Abigail hat erst vor einigen Monaten ihre Tochter an Diphterie verloren. Aus einer anfänglichen Freundschaft entwickelt sich eine heimliche Affäre, die weit über körperliche Freuden hinausgeht. Die beiden haben ineinander ihre Seelenverwandte gefunden, müssen dies aber vor ihren Männern geheimhalten. 

Der Plot versprach so viel, aber ich wurde leider enttäuscht. Der gesamte Film ist wahnsinnig schwerfällig, was durch die Musik und die gewählten Farben noch unterstrichen wird. Die Handlung wird aus Sicht von Abigail mithilfe von Tagebucheinträgen erzählt. Die Stimmung ist meist sehr angespannt, positive Szenen gibt es wenige. Generell passiert jedoch nicht allzu viel. Statt eines erhofften feministischen Films gab es leider nur  109  Minuten Melancholie.

Veranstaltungstipps im Oktober

Weil Natur wirkt

Freizeittipp
© RM-SW-GmbH

Die Lust der Menschen auf draußen ist groß – immer mehr Menschen zieht es in ihrer Freizeit in die Natur. Mit der druckfrischen 180 Seiten starken (kostenlosen) Broschüre „Natur wirkt!“ präsentieren die sieben steirischen Naturparke ihre Ausflugs- und Wandertipps, Kulinarik-Empfehlungen, Rezepte u. v. m. So steht dem ein oder anderen Ausflug nichts mehr im Wege!

Download unter naturparke.at oder Printversion anfordern unter [email protected] 

musik für alle

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© Reza Majdodin

Das „Popella – Musikfestival für Groß und Klein“ geht in die zweite Runde. Am Programm stehen Familienkonzerte mit Bands aus Österreich und Deutschland, Workshops (z. B. Beatboxen) und Mitmachangebote wie „Basteln rockt!“. Auch gehörlose und hörbeeinträchtigte Kinder und Erwachsene können beim Workshop („Welche Sprache spricht die Trommel?“) und beim Talk an Musik teilhaben. 

25. – 29.10.2023 | Graz, Weiz, Eibiswald
Tickets unter popella.at und bei Oeticket

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